Die AAE Gruppe lässt 100 lärmarme Taschenwagen einer neuen Generation bauen, um das Angebot im nahezu leergefegten Markt für den Transport von Megatrailern auf der Schiene zu vergrößern. Über die erste feste Bestellung hinaus hat sich AAE eine Reihe weiterer Bestell-Optionen für mehrere hundert weitere Wagen gesichert. Das hat der führende europäische Vermieter von Eisenbahnwagen für den Kombinierten Verkehr heute auf der Fachmesse transport logistic in München bekannt gegeben. AAE investiert in die hauseigene Entwicklung und die Beschaffung der ersten 100 Fahrzeuge der neuen Güterwagengeneration, die unter dem Namen TWIN II laufen, rund 20 Millionen Euro. Die Auslieferung der Wagen soll im ersten Quartal 2014 beginnen.

„Wir verfolgen mit der neuen Generation von Taschenwagen für den Kombinierten Verkehr drei strategische Ziele ", sagt Karsten Sachsenröder, CEO des Unternehmens. „Erstens wollen wir die Nachfrage unserer Kunden erfüllen, die neben Containern und Wechselbehältern zunehmend nach Transportmöglichkeiten für Megatrailer suchen." AAE hat mit dem TWIN I den Markt für Taschenwagen eröffnet, die auch für Megatrailer geeignet sind, und besitzt eine Flotte von 1.000 solcher Wagen. Doch die sind allesamt ausgebucht. Denn Trailer – und dabei zunehmend Megatrailer – sind in den letzten Jahren das am stärksten wachsende Segment von Transportbehältern. Unternehmen wollen die besonders flexiblen Auflieger vermehrt im Kombinierten Verkehr Straße-Schiene einsetzen. Weil sie aufgrund ihres größeren Volumens aber nicht in herkömmliche Taschenwagen passen, stehen für den Schienentransport nicht genügend Waggons zur Verfügung.

„Zweitens wollen wir unsere Rolle als Innovations- und Marktführer festigen", so Sachsenröder weiter. „Deshalb haben wir das Erfolgsmodell TWIN I weiter optimiert." AAE-Techniker haben das Eigengewicht des sechsachsigen Waggons um 2 Tonnen auf circa 35 Tonnen reduziert. Gleichzeitig gestalteten sie die Konstruktion an entscheidenden Stellen robuster – etwa an der Aufnahme für den Königszapfen des Sattelaufliegers – und vereinfachten die Bedienung. „Die Rollbalken, auf denen Container und Wechselbrücken aufliegen, sind jetzt so gestaltet, das sie von einer Person leicht und schnell auf die für die jeweilige Containerlänge richtige Position gerollt und verriegelt werden können. Das beschleunigt die Abwicklung in den Terminals."

Scheibenbremse: niedrigere Wartungskosten, höhere Wagenverfügbarkeit

„AAE will drittens mit dem TWIN II einen Beitrag leisten, um die Akzeptanz des Schienengüterverkehrs in der Bevölkerung zu erhöhen. Dafür setzen wir auf lärmarme und wartungsfreundliche Scheibenbremsen." Gegenüber herkömmlichen Graugussbremsen senken die Scheibenbremsen die Lärmemissionen von Schienenfahrzeugen um 10 Dezibel. Das entspricht einer Halbierung der wahrgenommenen Lautstärke. „Scheibenbremsen sind zwar in der Anschaffung teurer als die ebenfalls lärmarmen K-Sohlen. Weil sie jedoch die Oberfläche der Räder schonen, sind die Wartungsintervalle länger, die Wartungskosten sinken und die Verfügbarkeit der Wagen steigt." Während die Branche bei den relativ neuen K-Sohlen noch nicht über ausreichende Langzeiterfahrungen verfügt, hat sich die im Personenverkehr bereits etablierte Scheibenbremse bei AAE auch im Güterverkehr bewährt. „Wir haben bereits vor 10 Jahren begonnen, Wagen mit Scheibenbremsen auszustatten und sind mit den 400 Wagen im Einsatz hochzufrieden."
Ihren Namen verdankt das TWIN-Konzept einer Besonderheit der Konstruktion: der Wagen besteht aus zwei identischen Taschen, die jeweils einen Sattelauflieger, einen Wechselbehälter bis 13,6m Länge, einen 30', 40' oder 45' Container oder zwei 20' Container oder zwei Wechselbehälter mit bis zu 7,82 Meter Länge aufnehmen können. Die Untergestelle beider Taschen liegen in der Mitte auf einem gemeinsamen Drehgestell auf. Es verfügt ebenso wie die zwei weiteren Drehgestelle an den Enden des insgesamt gut 34 Meter langen Wagens über zwei Achsen. Durch die Zweiteilung ist der Wagen auch für relativ enge Kurvenradien bis 75 Meter geeignet.

Wichtige Eckdaten TWIN II im Überblick:

  • Max. Eigengewicht ca. 35 t
  • Maximale Zuladung 100 t
  • Zugelassene Höchstgeschwindigkeit 120 km/h
  • Länge über Puffer 34.030 mm
  • Achsen 6 in 3 Drehgestellen
  • Internationale Eisenbahntypbezeichnung Sdggmrs(s)-D
  • Mögliche Behältertypen:
  • 2x 30', 40' oder 45' Container
  • 2x (Mega-) Sattelauflieger/Wechselbehälter bis 13,60 m Länge und 2,6 m Breite
  • 4x 20' Container oder Wechselbehälter bis 7,82 m