Im Oktober 2013 beginnt die Fahrzeugausschreibung für den Rhein-Ruhr-Express (RRX). Es handelt sich dabei um den ersten Großauftrag für Schienenfahrzeuge in Deutschland, der neben der Herstellung auch die komplette Instandhaltung über die gesamte Lebensdauer der Züge vergibt. Das haben Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Michael Groschek und die drei zuständigen nordrhein-westfälischen SPNV-Aufgabenträger dieser Tage in einem Grundsatzvertrag vereinbart. „Damit beginnt sich in Deutschland das Modell durchzusetzen, das im Ausland – zum Beispiel in Großbritannien – nicht nur von deutschen Bahntechnikherstellern bereits seit Jahren erfolgreich praktiziert wird. Es garantiert konstant hohe Verfügbarkeiten der Züge", erklärte Ronald Pörner, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) e.V. Bislang sind es in Deutschland fast ausschließlich die Betreiber, die für die Instandhaltung der Züge sorgen.
Bei der Ausschreibung für den Rhein-Ruhr-Express handelt es sich um 80 barrierefreie, raum- und leistungsstarke Elektrotrieb-Doppelstock-Fahrzeuge. Neben der Entwicklung und Fertigung der Züge sieht die Ausschreibung auch die Wartung der Züge mit der Garantie täglicher Verfügbarkeit über 30 Jahre vor. „Niemand kennt die Technik von Schienenfahrzeugen besser als deren Hersteller. Deshalb liegt es auf der Hand, die Hersteller auch mit der Instandhaltung von Zügen zu betrauen", sagte Pörner. „Instandhaltung ist eine technische Kernkompetenz der Hersteller, die durch das neue Modell die Gelegenheit bekommen, das Instandhaltungsmanagement von Zügen weiter langfristig zu verbessern. Das neue RRX-Modell verbindet für die Besteller langfristige wirtschaftliche Vorteile mit technischer Effizienz. Das ist zukunftsweisend für die Organisation von Schienenverkehren, auch in Deutschland. Die Schienenfahrzeughersteller in Deutschland sind bereit, sich der damit verbundenen hohen Verantwortung zu stellen."
Die neuen Züge sollen ab 2018 auf dem RRX-Netz zum Einsatz kommen, dessen Hauptverkehrsstrecke Dortmund und Köln verbindet. Jede der kuppelbaren Einheiten soll Sitzplätze für rund 400 Passagiere bieten. Geplant ist der Regelbetrieb mit zwei aneinandergekoppelten Triebzügen. Fahrzeugeigentümer werden die Aufgabenträger, die ihre Flotte über günstige Kommunalkredite finanzieren. Der Hersteller der Züge garantiert die dauerhafte Verfügbarkeit der Fahrzeuge und übernimmt neben der schweren auch die leichte Instandhaltung wie Wartung, Reinigung und Reparaturen. Aufgabenträger sind der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), der Zweckverband Nahverkehr Rheinland (NVR) und der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL). Pörner sieht auch im Fahrzeugpool der Aufgabenträgern einen großen Vorteil: „Das stärkt den Wettbewerb bei SPNV-Ausschreibun-gen, weil die mit finanziellen Risiken verbundene Fahrzeugbeschaffung für die Betreiber entfällt."
In Deutschland gibt es bislang nur wenige Projekte, in denen die Hersteller auch die Instandhaltung von Zügen übernehmen, wie für die Mittelrheinbahn und die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachen (LNVG). Der Zweckverband Großraum Braunschweig hat im Dezember 2012 die Fertigung und Instandhaltung von 20 Elektrotriebwagen für das Elektronetz Niedersachsen Ost vergeben. Der Rhein-Ruhr-Express ist nun das erste Großprojekt in Deutschland, in dem der ausgewählte Zughersteller auch die Verantwortung für die Instandhaltung der Schienenfahrzeuge tragen soll.