Am 9. Dezember zum Fahrplanwechsel wird die Hochleistungs-Neubaustrecke Wien - St. Pölten in Betrieb genommen. Noch vor der offiziellen Eröffnung begleiteten heute Verkehrsministerin Doris Bures, ÖBB-Vorstandsvorsitzender Christian Kern und ÖBB-Vorstand Franz Seiser Journalisten auf einer Testfahrt mit dem Jubiläums-railjet von Wien nach St. Pölten und retour.

"Mit der Neubaustrecke zwischen Wien und St. Pölten wird österreichische Bahngeschichte geschrieben. Von Wien nach St. Pölten in 25 Minuten - das bedeutet auch eine neue Zeitrechnung auf der Weststrecke", sagte Verkehrsministerin Doris Bures. Ab Dezember gehe es auf dieser Strecke nicht nur viel schneller, sondern auch viel öfter voran. "Die Zahl der täglichen Züge wird um ein Drittel auf 447 Züge pro Tag steigen. Zusätzlich werden bis 2014 1,1 Milliarden Euro in barrierefreie, moderne Bahnhöfe entlang der Weststrecke investiert. Das heißt: Wir haben hier eine moderne Schieneninfrastruktur, wir haben neue Bahnhöfe und wir haben schnellere Züge, damit noch mehr Menschen auf die umweltfreundliche Bahn umsteigen."

Für die Ministerin ist die neue Bahnstrecke auch der beste Beweis dafür, "dass Infrastruktur-politik einen langen Atem braucht und Verantwortliche mitunter auch im heftigen Gegenwind Haltung bewahren müssen, wenn sie Werte für künftige Generationen schaffen wollen". Bures verwies dabei auf die große allgemeine Skepsis zu Baubeginn. Insbesondere der Bau von Lainzer- und Wienerwaldtunnel, die das Herzstück der neuen Strecke ausmachen, sei in den frühen 1990er Jahren massiv kritisiert worden. Die Ministerin wörtlich: "Mich persönlich macht das optimistisch: Auch den wahren Nutzen der neuen Südbahn oder der Brennerstrecke werden erst künftige Generationen realistisch und - wie ich überzeugt bin - positiv bewerten."

"Mit der Inbetriebnahme der Neubaustrecke Wien - St. Pölten wird die Bahn das Auto in die Schranken weisen. Fahrgäste ernten erstmals die Früchte des Ausbaus: Mit bis zu 230 km/h sind wir künftig nicht nur sicherer, sondern auch schneller als mit dem Auto auf der West-strecke unterwegs. Die Fahrtzeit von Wien nach St. Pölten verkürzt sich dadurch um 15 Minuten, jene nach Salzburg sogar um 23 Minuten. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, ist die Neubaustrecke für Geschwindigkeiten im Personenverkehr auf bis zu 250 km/h ausgelegt", so Christian Kern.

"Mit 9. Dezember gehen mit der Neubaustrecke Wien - St. Pölten und der Unterinntaltrasse 100 km Hochleistungsstrecke in Betrieb - ein Meilenstein in der jüngeren Eisenbahn-geschichte. Die Neubaustrecken sind mit dem modernen europäischen Zugsicherungssystem ETCS ausgerüstet - eine Voraussetzung für die künftige Höchstgeschwindigkeit", ergänzt Franz Seiser.

Viergleisiger Ausbau Wien - St. Pölten

Die neue Strecke ist ein wesentlicher Bestandteil des Ausbaus zur viergleisigen Weststrecke. Sie sichert die Kapazitäten für den Güter- und Personenverkehr, ermöglicht kürzere Fahrzeiten und ist Teil des transeuropäischen Netzes (TEN-Netz). Mehr als die Hälfte der Strecke Wien Meidling - St. Pölten verläuft in insgesamt 8 Tunnels (einschließlich Lainzer Tunnel). Das Investitionsvolumen für die Neubaustrecke sowie Lainzer Tunnel beträgt rund 2,8 Mrd. Euro.

Enormer Zeitgewinn für Pendler

Insgesamt werden 55 Nahverkehrszüge zusätzlich auf der Bestands- und Neubaustrecke ab bzw. bis Wien Westbahnhof geführt, zehn davon zur Hauptverkehrszeit als bis zu 200 km/h schnelle REX-Nahverkehrszüge (Wien-Amstetten) auf der Neubaustrecke. Die schnellste Fahrt mit dem railjet vom Westbahnhof nach St. Pölten wird nur 25 Minuten betragen.

Bei einer täglichen Zeitersparnis von 30 Minuten hin und zurück beträgt der Zeitgewinn für einen Pendler zwischen Wien Westbahnhof und St. Pölten auf das Jahr gerechnet drei Urlaubswochen. Pendler aus dem Mostviertel werden durch die schnellen REX-Züge sogar in noch höherem Maße von der Fahrtzeitverkürzung profitieren.

Den neuen Bahnhof Tullnerfeld werden sowohl die neuen REX-Züge als auch durchgehend stündliche ÖBB-InterCity-Züge in Fahrtrichtung St. Pölten anfahren. Diese werden für die Strecke nur rund 15 Minuten benötigen.

Schneller und sicherer als mit dem Auto

Ab 9. Dezember werden die ÖBB-railjets die 300 km lange Strecke zwischen Salzburg und dem Wiener Westbahnhof mit bis zu 230 km/h Spitzengeschwindigkeit in nur 2 Stunden und 22 Minuten zurücklegen. Das bedeutet 23 Minuten Zeitersparnis gegenüber der bisherigen schnellsten Zugverbindung.

Die künftige Durchschnittsgeschwindigkeit von Wien nach Salzburg liegt bei 132 km/h (derzeit noch 114 km/h) und damit über der Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn, von Wien nach Linz beträgt sie künftig sogar 151 km/h (derzeit 120 km/h). Wer auf der Weststrecke Bahn fährt, ist damit rascher, sicherer und bequemer unterwegs als mit dem Auto.

Von Test-, Innovationsmessfahrten bis zur Betriebsbewilligung

Großteils ist der Probebetrieb auf der neuen Strecke bereits abgeschlossen. Zuerst wurde bei sogenannten Abnahmefahrten mit Messzügen die ordnungsgemäße Funktionalität der Strecke für die Einreichung zur Betriebsbewilligung überprüft. Zusätzlich wurden unter dem Schwerpunkt "Forschung und Entwicklung" innovative Messungen an allen System-komponenten der Bahn wie z.B. Oberleitung und Oberbau durchgeführt. Im Zuge der Innovationsmessfahrten wurden die Bahninfrastrukturelemente bei Geschwindigkeiten bis zu 330 km/h genau unter die Lupe genommen. Unter anderem fanden ausführliche Tests bei sehr hohen Geschwindigkeiten im Bereich Aerodynamik und Druck-Sog-Belastung statt.

Die Erkenntnisse tragen dazu bei, ein attraktives und nachhaltiges System Schiene bereitzustellen und die Schieneninfrastruktur im Hinblick auf mehr Sicherheit, Kosteneffizienz und vor allem auf ihre Langlebigkeit weiterzuentwickeln. Die Messergebnisse fließen nicht nur in die Neubauten bzw. in jede Dimensionierung der Infrastrukturelemente auf Bahnstrecken mit ein, sondern sind auch Bestandteil des Antrags zur Betriebsbewilligung, der Ende September bei der Eisenbahnbehörde eingereicht wird.