Im Dezember 2014 kommt es zu zahlreichen Verbesserungen auf wichtigen Regionalexpress-Linien in und um Rheinland-Pfalz. Denn dann greift für das sogenannte „RE-Netz Südwest" ein neuer Verkehrsvertrag zwischen den Nahverkehrsorganisationen der Bundesländer Rheinland-Pfalz, Saarland, Baden-Württemberg und Hessen sowie der DB Regio Südwest, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn AG. Die Projektpartner haben daher heute die einzelnen Verbesserungen auf einer Tagung einem breitem Fachpublikum vorgestellt und diskutiert.
In einer Pressekonferenz unterstrich Staatsekretär Jürgen Häfner die grundlegende Bedeutung des neuen RE-Netzes als wichtiges Element des Rheinland-Pfalz-Takt 2015 (RPT 2015). Im Rahmen von RPT 2015 wurde das gesamte Verkehrsangebot auf der Schiene überarbeitet. Dabei soll das Zugkilometerangebot im Rheinland-Pfalz-Takt um 20 Prozent von rund 33,5 Millionen auf 40 Millionen Zugkilometer gesteigert werden. Dies entspricht gegenüber dem Startjahr 1994 einem Zuwachs von 80 Prozent. „Mit dem RE-Netz Südwest und weiteren RE-Linien im Dieselbereich entsteht erstmals ein abgestimmtes Netz schneller, attraktiver Linien, das die rheinland-pfälzischen Oberzentren untereinander und mit den benachbarten Großstädten verbindet", so Häfner. Mit dieser neuen Qualität werde sich das Angebot im schnellen Regionalverkehr deutlich verbessern und die Vorteile des RE-Netzes werden durch weitere Verbesserungsmaßnahmen von RPT 2015 im Regionalbahn-Bereich in die Fläche getragen.
In der vorangegangenen Fachveranstaltung stellte nach einer kurzen Begrüßung durch Michael Heilmann, Verbandsdirektor des Zweckverbandes Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd, sein Kollege Dr. Thomas Geyer, Verbandsdirektor des Zweckverbandes Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord, den Ablauf der europaweiten Ausschreibung zum RE-Netz Südwest vor. Eine besondere Herausforderung bestand hier in der Koordination von insgesamt fünf Aufgabenträgerorganisationen in vier Bundesländern sowie der luxemburgischen Staatsbahn CFL. Grundlage für die Ausschreibung der Leistungen war die bereits 2008 beschlossene Konzeption „Rheinland-Pfalz-Takt 2015", deren wichtigstes Ziel die Schaffung attraktiver Direktverbindungen mit Regionalexpress-Linien (RE-Linien) auf den elektrifizierten Hauptstrecken zwischen den rheinland-pfälzischen Oberzentren Mainz, Koblenz, Trier, Kaiserslautern und Ludwigshafen sowie zu den benachbarten Zentren Luxemburg, Saarbrücken, Mannheim, Frankfurt und Karlsruhe ist. Mit dem Abschluss des Vergabeverfahrens seien die Beteiligten diesem Ziel einen großen Schritt näher gekommen.
Direkt im Anschluss erläuterte Udo Wagner, Vorsitzender der Regionalleitung DB Regio Südwest, wie sich das Vergabeverfahren für ein Verkehrsunternehmen darstellt. So habe die DB-Tochter nicht nur durch einen günstigen Preis überzeugt, sondern auch durch interessante Service-Angebote für Fahrgäste. Zu diesen gehören unter anderem der Einsatz mobiler Reinigungsteams, eine Sitzplatzreservierung für Stammkunden und die Einrichtung einer Werkstatthotline. Wichtig für eine Steigerung der Fahrgastzahl sei aber vor allem die von den Aufgabenträgern konzipierte und bestellte Verbesserung des Fahrplanangebots. So würden ab Dezember 2014 Fahrten auf der Linie RE 2 zwischen Koblenz, Mainz und Frankfurt auch am Wochenende angeboten. Das Angebot der Linie RE 1 werde ebenfalls aufgewertet, da es zwischen Koblenz, Trier und Saarbrücken künftig eine stündliche Direktverbindung geben werde. Darüber hinaus werde die Linie weiter nach Kaiserslautern und Mannheim mindestens 2-stündlich bedient, so dass in Verbindung mit den vorhandenen Fernverkehrsangeboten eine stündliche Fahrtmöglichkeit entstehe. Damit kommen Reisende von Trier aus erstmals wieder umsteigefrei nach Mannheim. Und zwischen Mainz und Mannheim werde sogar eine RE-Linie komplett neu eingerichtet. Aber auch durch neue Fahrzeuge des Herstellers Stadler vom Typ FLIRT sollen neue Fahrgäste gewonnen werden. Und dies ist aus Sicht des Unternehmens auch nötig, denn die Ausschreibung wurde als Netto-Ausschreibung ausgestaltet. Dadurch liege die Verantwortung für die Fahrgelderlöse zum Großteil beim Verkehrsunternehmen. Es bestehe lediglich eine besondere Regelung zur Risikobegrenzung, bei der ein Teil des Erlösrisikos von den Vertragspartnern getragen würde, sofern die erzielten Erlöse unter der gutachterlich ermittelten Erlösprognose lägen. Umgekehrt fließe dafür auch ein Teil möglicher Mehrerlöse entsprechend an diese. Letztendlich sei das aber eine faire Lösung, die genügend unternehmerischen Spielraum lasse.
Marc Hoffmann, Personenverkehrsdirektor der CFL, erläuterte die Funktion der CFL für die Großregion und ergänzte die vorausgehenden Vorträge um die Sicht der luxemburgischen Partner. Grenzpendler stellen 45 Prozent aller Beschäftigten in Luxemburg und sind somit ein wesentlicher Bestandteil der Wirtschaft. Aufgrund des großen Potenzials aus Deutschland mit knapp 40.000 Pendlern pro Tag und gleichzeitig eines heute relativ geringen Marktanteils des ÖPNV ist eine Stärkung der grenzüberschreitenden Bahnverbindung in diese Richtung von hoher Wichtigkeit für Luxemburg. Dies wurde am 29. Oktober 2012 mit der Unterzeichnung des Abkommens zum Ausbau der Strecke und der Beteiligung von Luxemburg mit 8 Millionen Euro nochmals unterstrichen. Die Schaffung einer durchgehenden stündlichen und umsteigefreien Schienenverbindung zwischen Luxemburg, Trier und Koblenz sei seit Jahren ein langes gemeinsames Ziel mit den deutschen Nachbarn. Als Vertragspartner für die luxemburgischen Schienenverkehre wurde die CFL direkt vom Land Rheinland-Pfalz mit der Durchführung der Regionalexpress-Leistungen auf dem verbleibenden kurzen Stück zwischen Trier und der Landesgrenze beauftragt. In diesem Vertrag wurde zudem vereinbart, dass für die Umsetzung der Flügelzugverbindung des RE-Netzes Südwest nach Luxemburg von der CFL Fahrzeuge zur Verfügung gestellt werden. Als Ergebnis einer von der CFL vorgenommenen Ausschreibung der Fahrzeuge für die Verbindung zwischen Luxemburg, Trier und Koblenz kommen daher neue Doppelstock-Elektrotriebwagen des Herstellers Stadler vom Typ KISS zum Einsatz. Diese werden bereits im Vorlaufbetrieb ab Dezember 2013 zwischen Luxemburg und Trier auf der Linie RE 1 fahren. Ein Jahr später greift dann auch die neue Flügelkonzeption: Dabei werden die aus Koblenz kommenden Züge des RE 1 in Trier getrennt; der eine Zugteil fährt dann nach Luxemburg weiter, der andere nach Saarbrücken. In umgekehrter Fahrtrichtung werden die aus Luxemburg und Saarbrücken kommenden Zugteile in Trier zusammengekuppelt und fahren als ein gemeinsamer Zug nach Koblenz weiter.
Über die Vorzüge der neuen Fahrzeuge referierte Michael Daum, Vorsitzender der Geschäftsführung von Stadler Pankow. So werden im RE-Netz Südwest neue fünfteilige Elektrotriebwagen des Typs FLIRT mit jeweils 270 Sitzplätzen eingesetzt. Der FLIRT sei ein erprobtes und bewährtes Fahrzeug und fahre beispielsweise seit Dezember 2010 reibungslos auf der rechtsrheinischen RheingauLinie zwischen Neuwied, Koblenz, Wiesbaden und Frankfurt. Selbstverständlich sei das Fahrzeug auf dem aktuellen Stand in Sachen Barrierefreiheit und überzeugt vor allem Fahrgäste durch seine freundliche und großzügige Ausstattung. Dabei würden Einrichtungsdetails, die Fahrgäste sonst nur vom ICE kennen, künftig auch im Nahverkehr Standard sein. Dazu gehören kleine Tische an den Rückenlehnen des Vordersitzes, groß genug für den Laptop oder das mitgebrachte Frühstück, oder eine deutlich verbesserte Fahrgastinformation über moderne Bildschirme. Die neuen Sitze seien in der ersten Klasse mit edlen braunen Lederbezügen ausgestattet und in der zweiten im Design der Züge gestaltet. Hochwertige Materialien sorgten für bequemes Reisen und runden den attraktiven Gesamteindruck ab. Denn auch wer nur kurze Strecken mit dem Zug zurücklegt, solle sich dabei wohlfühlen. Eine Besonderheit stelle die gemeinsame Traktion der FLIRT der DB mit den doppelstöckigen KISS der CFL dar: Von Koblenz bis Trier und in umgekehrter Richtung werden zukünftig erstmals Triebzüge unterschiedlichen Typs von zwei europäischen Staatsbahnen gemeinsam verkehren. Neben der Lösung von technischen Herausforderungen durch den Fahrzeughersteller sei diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit ein hervorragendes Beispiel für den attraktiven Wettbewerb im Regionalverkehr.
Abschließend stellte Professor Nils Krüger, Geschäftsführer büro+staubach, das Fahrzeugdesign im RE-Netz Südwest vor. Das Berliner Unternehmen hatte im Auftrag der Aufgabenträgerorganisationen ein hochwertiges Design für die Nahverkehrszüge entwickelt. Dieses solle künftig bei allen neuen Ausschreibungen Pflicht werden, so dass die Züge in und um Rheinland-Pfalz Schritt für Schritt ein einheitliches Aussehen erhalten würden – egal, welches Verkehrsunternehmen auf der jeweiligen Strecke fahre. Selbstverständlich dürfe dabei die Identität des Verkehrsunternehmens nicht verloren gehen. So sei das Grunddesign zwar bei allen künftigen Fahrzeugbestellungen identisch. Allerdings würden die seitlich aufgebrachten Dreiecke in der Hausfarbe des Verkehrsunternehmens und die Darstellung der Logos der einzelnen Beteiligten auch Raum für die eigene Identität lassen.
Unter dem Strich zeigte die Veranstaltung mit rund 60 Teilnehmern, dass sich die Fahrgäste auf einen hochwertigen Nahverkehr im RE-Netz Südwest ab Dezember 2014 freuen können. Die Weichen dafür wurden bereits gestellt und alle Beteiligten waren mit den bisher erzielten Fortschritten zufrieden.