Fünf Jahre nach Inbetriebnahme der NEAT am Lötschberg zieht die BLS AG eine positive Bilanz: Anlagen und Betriebsorganisation haben sich bewährt. Die jüngsten Unterbrüche am Gotthard zeigen zudem die Wichtigkeit von zwei gleichwertigen Transitachsen durch die Alpen, um Züge im Ereignisfall umleiten zu können. Das rasche Verkehrswachstum auf der Lötschberg-Simplon-Achse macht deren Weiterausbau unerlässlich. Dabei liegen die Nadelöhre im Grossraum Bern, im Basistunnel und auf den italienischen Zulaufstrecken.
Am 9. Dezember 2007 rollte der erste Zug im fahrplanmässigen Vollbetrieb über die Lötschberg-Basisstrecke. Seither durchquerten über 158'000 Güter- und Reisezüge den knapp 35 km langen Tunnel. So beträgt die durchschnittliche Auslastung auf der Basisstrecke fast 80%, an Spitzentagen 100%.
Nach mittlerweile fünf Jahren Vollbetrieb auf dem ersten NEAT-Ast kann die BLS als Infrastrukturbetreiberin eine positive Zwischenbilanz ziehen. Die Infrastruktur und die Betriebsorganisation haben sich bewährt. Der Lötschberg-Basistunnel weist heute eine hervorragende Verfügbarkeit von knapp 99.9% auf. Mit anderen Worten: Auf 1'000 Zügen kann durchschnittlich lediglich einer die Basisstrecke nicht befahren, weil diese ein technisches Problem aufweist.
Wie die jüngsten Unterbrüche am Gotthard gezeigt haben, bewährt sich das Konzept von zwei redundanten Transitachsen durch die Schweizer Alpen, welches mit der sogenannten NEAT-Netzvariante vom Volk mehrmals bestätigt wurde. Der Bau der NEAT am Lötschberg war aber auch aus Kapazitätssicht mehr als gerechtfertigt: Gingen die ursprünglichen Planungen von 30 Reisezügen pro Tag aus, durchqueren heute täglich 50 Reisezüge den Basistunnel. Für den Güterverkehr wurde die Trassenkapazität am Lötschberg (inkl. bestehender Bergstrecke) mit der Basisstrecke auf 110 Trassen pro Tag erhöht.
Heute stösst der Tunnel an Spitzentagen sowohl im Reisezug- wie auch Güterverkehr bereits an seine Kapazitätsgrenze.
Künftige Kapazitätsengpässe absehbar
Ein Ende des Nachfragewachstums ist nicht absehbar: Der Transitgüterverkehr auf Schweizer Schienen wird gemäss Prognosen bis 2030 jährlich um über 2 % wachsen. Noch deutlichere Zunahmen sind im Personenverkehr zu erwarten.
Dieses rasche Verkehrswachstum führt zu markanten Engpässen auf der Schiene, wobei sich hier vier Brennpunkte zeigen: Der 21 km lange Einspurabschnitt im Basistunnel, die Zulaufstrecken rund um den Knoten Bern, im Aaretal zwischen Bern und Thun sowie auf der Simplon-Südseite und südlich von Domodossola. Bei letzteren geht es im Sinne der Verlagerungspolitik insbesondere darum, mit gezielten Profilerhöhungen die Kapazitäten für das stark wachsende Marktsegment der Sattelauflieger und Wechselbehälter mit Eckhöhen von 4 Metern zu erhöhen.
Politische Weichenstellungen für den Achsausbau nötig
In den 1990er Jahren hat sich das Volk mit der NEAT-Netzvariante in bemerkenswerter Konsequenz mehrfach für eine Verlagerung des alpenquerenden Verkehrs von der Strasse auf die Schiene ausgesprochen. Es liegt nun an der Politik, die Weichen in der Infrastrukturentwicklung und –finanzierung so zu stellen, dass dieses visionäre und erfolgreiche Konzept auch in Zukunft greifen kann. Die BLS begrüsst die vom Ständerat an seiner gestrigen Sitzung vorgenommenen Weichenstellungen im Rahmen der Vorlage zur Finanzierung und zum Ausbau der Bahninfrastruktur FABI und setzt sich weiterhin dafür ein, dass der Ausbau der oben genannten Engpässe darin angemessen berücksichtigt wird.