Mit dem heutigen (historischen) Datum (12.12.12) verkehren die Züge der Eisenbahngesellschaft Potsdam mbH (EGP) im Rahmen des neuen SPNV-Verkehres auf der Strecke Neustrelitz – Mirow baubedingt nicht zum Neustrelitzer Hbf. Kurzfristig seitens der DB Netz AG bekannt gegebene Baumaßnahmen an der Brücke der Berliner Bahn über die Strecke nach Mirow zwingen die Betreiber bereits drei Tage nach Betriebsaufnahme, einen Ersatzverkehr einzurichten. Dabei wird nicht – wie sonst üblich – nur mit dem Bus gefahren, sondern es wird auch ein einmaliger Verkehr auf der Schiene in das Stadtzentrum von Neustrelitz, zum Haltepunkt „Neustrelitz Schlossgarten" unmittelbar am Hafen eingerichtet.
Die Züge befahren von Mirow aus das neu durch die Regio Infra Nord-Ost GmbH (RIN) betriebene Streckengleis und wechseln im Gewerbegebiet am Postfracht-zentrum in das Gleis zum Hafen, welches von der Hafenbahn Neustrelitz e.V. (HBN) betrieben wird. Hier wird bereits nach kurzer Fahrt der Haltepunkt „Bürgersee" erreicht, von wo aus ein Bus-Shuttle Reisende zu ihren Anschlusszügen bzw. -bussen zum Hauptbahnhof bringt. Der Zug fährt jedoch auch weiter bis zum Hafen, wo am vorhandenen Bahnsteig am Haltepunkt „Schlossgarten" ausgestiegen werden kann.
RIN-Geschäftsführer Tino Hahn erläutert dazu: „Wir freuen uns über dieses einmalige Verkehrskonzept, welches uns ermöglicht, den gerade neu aufgenommenen Schienenverkehr zwischen Mirow und Neustrelitz ohne Einschränkungen der bei der DB notwendigen Baumaßnahmen weiterzuführen. Mit der Unterstützung der DB Netz AG und der HBN ist es nunmehr möglich, mit geringen Fahrzeitverlängerungen zum Hauptbahnhof zu kommen und neu sogar per Eisenbahn in das Stadtzentrum zu gelangen!"
Auch beim Verein Hafenbahn Neustrelitz ist man erfreut darüber, dass das in die Stadt führende Gleis erstmals einen „Planverkehr" aufweist. Frank Brechler, Eisen-bahnbetriebsleiter bei RIN und HBN findet, „... dass hier einmal ausprobiert werden kann, was in attraktiveren Jahreszeiten eigentlich in unserer touristisch geprägten Region zur Normalität gehören sollte, nämlich den zahlreichen Touristen in Stadt und Region einen interessanten Alternativ-Verkehr zum Auto anzubieten. Schließlich verlaufen Schienenverbindung und Radwege in Richtung Wesenberg und Mirow fast parallel, so dass man Sport, Kultur und Landschaftserlebnis auf umweltfreundliche Art kombinieren kann. Wir freuen uns zudem, dass der Erhalt der Hafenbahn in der Innen-stadt von Neustrelitz hiermit eine weitere Belohnung, auch unserer Vereinsarbeit findet."
Die Strecke der Hafenbahn in Neustrelitz ist mit ihrem Baujahr in 1927 zwar jünger als die Strecke nach Mirow, die bereits 1890 in Betrieb ging, weist aber durch ihren Status als ausschließlich für den Güterverkehr in die Stadt, der Mitte der 1990er Jahre still-gelegt wurde, keinen besonders guten Ausbaustandard auf. Die Gleise im Stadtge-biet wurden jedoch seit Eröffnung des neuen Neustrelitzer Stadthafens mit Hilfe des Landes Mecklenburg-Vorpommern und der Stadt Neustrelitz abschnittsweise saniert. Die Strecke ist die einzige in M-V, auf der normalspurige Eisenbahnfahrzeuge – wie bei einer Straßenbahn – auf Straßen und Plätzen verkehren können – allein das sollte Grund genug sein, bis zum 23.12.2012 vielleicht einmal wieder eine Bahnfahrt zu unternehmen. Auch das eingesetzte Fahrzeug hat Museumsstatus: der Triebwagen 172 001 gehört zum Bestand des DB Museums und wird gleichfalls vom Verein HBN unterhalten; die Betriebsführung für die Verkehre nach Mirow hat die EGP übernommen.