Dass Straße und Schiene nicht immer Konkurrenten sein müssen, zeigt eine aktuelle VCÖ-Umfrage im Auftrag von ASFINAG und ÖBB. Die Meinungen von rund 900 Autopendlern und 1.500 Bahnpendlern wurden bei Online-Befragungen des VCÖ erhoben. Untersucht wurden das aktuelle Pendlerverhalten sowie die Schnittstellen von Straße und Schiene. Weiters wurden die Chancen einer noch besseren Vernetzung analysiert. Die VCÖ-Umfrage zeigt, dass der richtige Mix aus Straße und Schiene für die Pendler in Österreich immer wichtiger wird.

Die Studie wurde im Rahmen der Veranstaltung "Straße und Schiene - besser vernetzt?" vom VCÖ-Verkehrsexperten Markus Gansterer präsentiert. Im Anschluss diskutierten die Vorstandsvorsitzenden Klaus Schierhackl von der ASFINAG und Christian Kern von den ÖBB über die Mobilität der Zukunft und bestehende sowie neue Verkehrsmodelle. Dabei stand die Zusammenarbeit der Straßeninfrastruktur- und Bahnbetreiber und somit die kombinierte PKW- und Bahnnutzung der Kunden im Fokus.

Intermodalität: Flexibilität der österreichischen Pendler steigt

Immer mehr Pendler sind bereit verschiedene Verkehrsmittel zu kombinieren oder sogar ganz umzusteigen. Jeder 4. Autopendler nützt bereits den Mix aus Öffis und PKW. Hier liegt noch Potential, dennoch haben bereits 71% der Autofahrer Alternativen zum PKW ausprobiert und wären bereit auf Öffis umzusteigen. Begründet wird ein Umstieg primär mit "weniger Stress", "Zeit nützen" und "Kosten sparen". Für 58% wird das Auto durch den zunehmenden staubedingten Zeitverlust unattraktiv. Am umsteigebereitesten sind die jüngeren Pendler: 68% der 26-35-Jährigen würden auf das Auto verzichten. Dabei spielen auch die Kosten eine wichtige Rolle. 33% der Befragten würden umsteigen, wenn die Öffis gleich teuer oder günstiger sind als das Auto. Ein Viertel der Autofahrer nennt das Jobticket als Anreiz zum Umstieg. Nur 15% der Autopendler geben an keine Alternativen zu haben.

"Die VCÖ-Umfrage zeigt, dass sich die Mehrheit der Pendler eine Alternative zum Auto wünscht und bereit zum Umstieg wäre. Eine weitere Qualitätssteigerung des öffentlichen Verkehrs und der Ausbau seiner Kapazitäten würden das PKW-Aufkommen auf Österreichs Straßen noch weiter reduzieren", so Gansterer. Immer mehr Fahrgäste fahren mit der Bahn. Die S-Bahn in Wien, Graz und Salzburg verzeichnet Erfolge aufgrund laufender Fahrgastzuwächse. Auch die neue Weststrecke wurde im Nahverkehr aufgrund des Ausbaus attraktiver. Seit Dezember 2012 fahren auch hier Regionalzüge mit 200 km/h und verkürzen somit die Fahrtzeit für die Kunden.

"Die Trends sprechen für die Bahn und für die Verknüpfung verschiedener Verkehrsmittel. Die Mobilität der Menschen und die Ansprüche der Kunden haben sich geändert, der Benzinpreis steigt weiter und Staus, Parkplatz- und Zeitnot gehören zum Alltag. Deshalb arbeiten wir konsequent an der Verbesserung unserer Angebote für die Kunden. Die steigenden Fahrgastzahlen zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind", so Christian Kern, Vorstandsvorsitzender ÖBB-Holding AG.

Kunden profitieren von Kooperation Straße & Schiene

Kern und Schierhackl zeigten, dass Schiene und Straße nicht Konkurrenten sein müssen, sondern auch gemeinsam im Sinne der Kunden handeln. Als Beispiel wurde auf die Aktion im Sommer 2011 hingewiesen. Hier haben die ÖBB ein "Staufrei-Ticket" angeboten, um Autofahrern für die Zeit der Sanierung der Hansonkurve auf der A23 mit der Bahn eine günstige und schnelle Alternative zum Stau auf der Straße zu bieten. Dies hat zu einer Entlastung der Autobahn und zu einem Anstieg der Fahrgastzahlen um rund 10% geführt.

"Auch für die ASFINAG ist der Umstieg auf den öffentlichen Verkehr ein Thema. Die Straßen staufrei zu halten und den Kunden weiterhin eine gute Infrastruktur ohne Einschränkungen zu bieten ist das Ziel. Ein Viertel der pendelnden Autofahrer kombiniert bereits den eigenen PKW mit anderen Verkehrsmitteln. Diese Zahl der Umsteiger zu erhöhen, ist auch in unserem Interesse", erklärt Klaus Schierhackl, Vorstandsdirektor ASFINAG.

Die Vernetzung der Verkehrsmittel ist auch für das Bahnunternehmen ÖBB eine wichtige Voraussetzung für die Mobilität von morgen. Die ÖBB arbeiten bereits an Verkehrskonzepten der Zukunft. 2012 startete zum Beispiel das Forschungsprojekt eMORAIL, das die Nutzung von Bahn, e-Fahrrädern und e-Autos intelligent vernetzt. Der Ausbau von Fahrradabstellplätzen bei Bahnhöfen, der Ausbau von Park & Ride Anlagen und das Angebot des Car-Sharings gehören ebenso dazu.

Kunden-Information beeinflusst Verkehrsmittelwahl

Auch wenn das Optimum noch nicht erreicht ist, setzen ÖBB und ASFINAG spürbar auf den Trend zur mobilen Kommunikation. Die Nutzung von Ticketbuchungen oder Mautbezahlung via Smartphone steigt stetig. 45% der befragten Autofahrer nützen bereits elektronische Verkehrsinformationen und 38% geben an, dass diese Informationen ihre Verkehrsmittelwahl beeinflussen könnten. Auch bei den Bahnfahrern wird Information als wichtig beurteilt. 51% der Bahnfahrer nutzen die Angebote, 54% beurteilen diese positiv. Bei den unter 25-jährigen Bahnfahrern nützen bereits 55% regelmäßig das Informationsangebot. Der VCÖ empfiehlt unter anderem die Förderung der Intermodalität und die Fortsetzung und Forcierung der Vernetzung bei digitalen Verkehrsinformations-Angeboten, wie zum Beispiel beim Projekt Verkehrsauskunft Österreich oder bei Telematikanwendungen auf der Straße.

Die Recherche im Rahmen der Studie hat gezeigt, dass ein Miteinander von Straße und Schiene noch nicht zum Alltag zählt, hier aber großes Potential für neue Mobilitätsangebote liegt. Eine optimale Vernetzung trägt auch dazu bei, dass jedes Unternehmen seine Stärken und Ressourcen zielgerichteter einsetzen kann. Auch die Bewusstseinsbildung für Änderungen im persönlichen Mobilitätsverhalten der Menschen wird positiv beeinflusst. Die Unternehmen haben angekündigt die Zusammenarbeit weiterhin zu forcieren und die Schnittstellen zwischen Schiene und Straße weiter auszubauen.