Das spanische Hochgeschwindigkeitsnetz ist an das europäische angeschlossen. Demnächst ist man auf der Schiene von Sevilla/Malaga bis Amsterdam durchwegs schnell unterwegs. Dieses Bahnereignis nehmen wir zum Anlass, einen Überblick über den Stand der europäischen Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitsstrecken zu vermitteln.

Die europäische Finanzkrise und die angespannte Lage der Haushalte der EU-Staaten haben die Entwicklung der Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitstrecken zwar gebremst, aber nicht gestoppt. Ausserdem sind teilweise private Investoren in die Bresche gesprungen. So ist der Ausbau des französischen Netzes teilweise mit Private Public Partnership (PPP) finanziert.

Die LITRA hat die Entwicklung der Hochgeschwindigkeitsstrecken in Europa in übersichtlicher Form pro Land zusammengestellt (siehe Download). Das Wichtigste in Kürze:

Spanien

Der Höhepunkt stellte anfangs 2013 die Eröffnung der Hochgeschwindigkeitsstrecke von Barcelona an die französische Grenze dar. Damit wird das spanische Hochgeschwindigkeitsnetz an das europäische angeschlossen. Sobald homologierte Züge verfügbar sind, wird mit einem durchgängigen Angebot Barcelona und Paris in rund sechs Stunden verbunden. Je nach späterem Ausbauniveau der Strecke von Perpignan nach Nîmes wird sich die Fahrzeit Barcelona – Paris in Zukunft sogar auf 4.5h (mit Stopps) bzw. 3.5h (nonstop) reduzieren.

Trotz der finanziellen Schwierigkeiten will die spanische Regierung 2013 rund 3.3 Mia. Euro, etwas weniger Mittel als im Vorjahr, für den Bau von Hochgeschwindigkeitsstrecken ausgeben.

Von der Regierung wurde auch «Corredor Central» aus Raum Madrid/Zaragoza in Richtung Frankreich mit einem Basistunnel von 45 km durch die Pyrenäen angedacht. Aufgrund der zu erwartenden hohen Baukosten muss an einer schnellen Realisierung gezweifelt werden.

Frankreich

Trotz kritischer Wirtschaftslage ist auch in Frankreich die Dynamik der Hochgeschwindigkeit ungebrochen. Momentan sind vier Grossprojekte mit sichergestellter Finanzierung über Public Private Partnership PPP im Bau: Die zweite Etappe der Hochgeschwindigkeitslinie Est Européenne, die Linie Sud Europe Atlantique, die Linie Bretagne Pays de la Loire und die Umfahrung Nîmes und Montpellier. Alleine an letzterer Strecke mit einer Länge von über 80 km - entscheidend für Verkehre von und nach Spanien – sind rund 6'000 Arbeitsplätze direkt oder indirekt involviert. Die 300 kilometerlange Hochgeschwindigkeitsstrecke Bordeaux - Tours ist momentan Frankreichs grösste Baustelle.

Der Zeithorizont für die Inbetriebnahme der vier Grossprojekte liegt bei 2017. Wie und ob der weitere Plan de Relance TGV mit den Zeitfenstern der vorgängigen Regierung umgesetzt wird, ist offen. Die neue Regierung sprach zwar von Überprüfung der Bauvorhaben, die Infrastrukturgesellschaft RFF veröffentlichte dennoch eine umfassende Liste mit gegen 20 Projekten, allerdings mit unvollständigen Angaben über die zeitliche Abfolge.

Italien

In Italien wird im Norden die Achse Ost-West programmgemäss realisiert. Arbeiten zwischen Milano und Genua wurden aufgenommen. Weitere Infrastrukturprojekte sind nicht aufgelegt.

Das Augenmerk richtet sich auf den Wettbewerb zwischen Trenitalia und neuen Marktteilnehmern. So ist die Nuovo Trasporto Viaggiatori NTV seit einem Jahr im Einsatz. Obwohl es für ein Fazit noch zu früh ist, hat der Wettbewerb zumindest zu neuem Rollmaterial und neuen Services geführt. Die NTV fährt mit dem AGV ETR575, der neuen TGV-Generation GV von Alstom. Die Staatsbahn ihrerseits stellte einen neuen Frecciarossa 1000 für Geschwindigkeiten bis 360 km/h vor, gemeinsam von Bombardier und AnsaldoBreda entwickelt. Trenitalia hat in ihren Hochgeschwindigkeitszügen zudem ein erweitertes Bahnangebot mit vier Klassen eingeführt.

Deutschland

Im Unterschied zu Frankreich oder Spanien liegt der Fokus in Deutschland primär auf dem Aus- oder Neubau von Strecken für Geschwindigkeit um 200/250 km/h. Strecken dieses Typus sind beispielsweise zwischen Leipzig/Halle und Nürnberg oder zwischen Karlsruhe und Basel im Bau. Eigentliche «Hochgeschwindigkeitsstrecken (LGV)» mit Geschwindigkeiten über 300 km/h hat Deutschland nur zwei in Betrieb.

Grossbritannien

Obwohl die Regierung letztes Jahr eine neue Hochgeschwindigkeitsstrecke London – Birmingham und weiter im Y Birmingham – Manchester und Birmingham - Leeds angekündigt hat, ist deren Realisierung momentan noch nicht absehbar.

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