Trenitalia, Italiens führende Eisenbahngesellschaft, hat beim polnischen Hersteller PESA 40 Triebwagen des Typs ATR 220 mit Dieselantrieb bestellt. Die vorläufige Inbetriebnahme der ersten dreiteiligen Züge, die durch zwei Voith RailPacks angetrieben werden, wurde mittlerweile erfolgreich abgeschlossen. Die Motoren wurden dafür überarbeitet und speziell für diese Anwendung auf die Abgasbestimmung Stufe IIIB angepasst. Neben den RailPacks mit T 211-Getrieben und Voith/MAN-Motoren umfasst die Lieferung für dieses Projekt auch SK/KE-485 Radsatzgetriebe sowie Gelenkwellen und Scharfenberg Kupplungen. Der Triebzug ist inzwischen für den vollständigen Zulassungsprozess ins Bestimmungsland überführt worden und soll Ende 2014 offiziell in Betrieb genommen werden.
Der integrierte 6-Zylinder Voith/MAN Motor erfüllt die bahnspezifischen Normen und die Anforderungen an funktionale Stabilität, Haltbarkeit und Wirtschaftlichkeit. Für herausragende Energieeffizienz bei niedrigem Kraftstoffverbrauch sowie Einhaltung der Abgaswerte, die in der Direktive 97/68/EG Stufe IIIb spezifiziert sind, ist der Motor mit einem Abgasnachbehandlungssystem nach dem SCR-Verfahren (selective catalytic reduction) ausgerüstet. Dabei werden die im Abgas befindlichen Stickoxide durch die Einspritzung einer Harnstoff-Wasser-Lösung in das Abgassystem durch den Entzug von Sauerstoff gezielt (selektiv) reduziert. Derartige Systeme werden auch im LKW-Bereich angewendet. Der Vorteil des Systems ist, dass es in Großserienanwendungen erfolgreich getestet wurde und dass es speziell auf Bahnanwendungen abgestimmt ist.
Ein technisches Highlight ist der Motorstart mit Hilfe von Doppelschichtkondensatoren. Diese ersetzen die Starterbatterie. Die Vorteile dieser Doppelschichtkondensatoren liegen auf der Hand: deutlich geringeres Gewicht, höhere Langlebigkeit und vor allem ein hervorragendes Kaltstartverhalten.
Die beiden Voith RailPacks bringen das Fahrzeug auf eine maximale Geschwindigkeit von 130 km/h. Die elektronische Steuerung der RailPacks ist mit allen Steuergeräten des Antriebssystems verbunden, wodurch es nur eine gemeinsame Schnittstelle gibt. Dadurch ist sichergestellt, dass sich das RailPack optimal in das Fahrzeug integriert. Antriebssteuerung, Übertragung von Betriebszuständen und Durchführung von Diagnose lassen sich damit einfach umsetzen.
Für erhöhten Komfort der Fahrgäste hat Voith das Geräuschniveau der Kühlanlage deutlich verringert. Ein extra entwickeltes Software-Programm sorgt dafür, dass die Lüfterdrehzahlen immer optimal eingestellt sind. Dank dieser "Flüsterlösung" wird der Geräuschpegel im Bahnhofsbereich erheblich reduziert.
Die neuen ATR 220 TR-Fahrzeuge werden in den Regionen Marken, Toskana, Abruzzen sowie Kalabrien eingesetzt. Die Triebwagen sind mit modernster Technik wie Klimaanlage, Internetzugang sowie einem umfassenden Passagierinformationssystem ausgestattet. Mit einer Gesamtlänge von 55,57 Metern können sie bis zu 312 Fahrgäste befördern.
Voith unterhält mit dem polnischen Schienenfahrzeughersteller PESA eine langjährige Partnerschaft. Das erste Voith RailPack wurde 2001 für PESA entwickelt. Seitdem hat Voith über 1.000 RailPacks unterschiedlichster Leistungsklassen gebaut und ausgeliefert, die weltweit in Zügen eingesetzt werden.