Siemens Desiro Russland im Windkanal - Foto SiemensSiemens erhielt im Dezember 2009 von der Russischen Eisenbahn AG (RZD) den Auftrag zur Lieferung von 38 Regionalzügen für die Stadt Sotschi. Sie werden komplett im deutschen Siemens-Werk in Krefeld gefertigt. Zusätzliche 16 Einheiten, die ab Ende 2012 mit zunehmender Lokalisierung in Jekaterinburg, Russland, gebaut werden, bestellte die RZD auf der Bahnmesse „InnoTrans" im September 2010. Die ersten Züge aus dem Krefelder Werk sollen bereits im Herbst 2013 in Betrieb genommen werden. „Mit der Verschiffung des ersten Desiro RUS Anfang März 2012 vom Fährhafen Sassnitz auf Rügen nach Russland haben wir einen wichtigen Meilenstein bei diesem anspruchsvollen Projekt erreicht", sagte Hans-Jörg Grundmann, CEO der Division Rail Systems. Für die 2009 und 2010 bestellten 54 Züge wurde darüber hinaus ein Instandhaltungsvertrag mit der RZD für eine Dauer von 40 Jahren geschlossen. Damit beläuft sich das Gesamtauftragsvolumen auf fast 1,1 Milliarden Euro. Ende 2011 folgte ein weiterer Auftrag über 240 Züge mit 1.200 Wagen. Sie werden von Train Technologies, einem Gemeinschaftsunternehmen von Siemens mit der Sinara Group, in Jekaterinburg produziert und geliefert.

Die Siemens-Züge vom Typ Desiro können eine Geschwindigkeit von bis zu 160 km/h erreichen. Technisch ist der Desiro RUS für Sotschi, der bei der RZD „Lastochka" heißt (russisch für „kleine Schwalbe"), auf der Fahrzeug-Plattform Desiro ML aufgebaut. Speziell für den russischen Markt wurden die Fahrzeuge weiterentwickelt: So sind sie für minus 40 Grad Celsius ausgelegt, erhalten einen Wagenkasten mit 3.480 mm Breite, eine Fußbodenhöhe von 1.400 mm und Drehgestelle mit 1.520 mm Spurweite. Die aus dem Desiro ML übernommene Flexibilität der Innenraumaufteilung des Desiro RUS ermöglicht es, die besonderen Anforderungen an den Betrieb während der Olympischen Spiele 2014 zu meistern. Für den Einsatz in Sotschi am Schwarzen Meer müssen die Züge auch in der Lage sein, eine Steigung von vier Prozent zu überwinden. Und sie sind besonders umweltfreundlich: Der Desiro RUS verbraucht etwa 30 Prozent weniger Energie als die aktuell in Russland eingesetzten Regionalzüge. Damit gehört das Fahrzeug zum Siemens- Umweltportfolio.

Bevor die Fahrzeuge bei der RZD in Betrieb gehen, müssen sie ihre Zuverlässigkeit unter extremen klimatischen Bedingungen im Labor beweisen. Diese Tests fanden im Klima-Wind-Kanal des Rail Tec Arsenal (RTA) in Wien statt. Die Versuche mit künstlichem Wind, Eis, Regen und Schnee laufen bei minus 40 bis plus 40 Grad Celsius. Schneekanonen besprühen beispielsweise das Fahrzeug, damit Siemens-Techniker unter anderem die Funktionalität der Kupplung, der Türen oder des Scheibenwischers prüfen können. Während das Fahrzeug außen mit künstlichem Schnee besprüht wird, überwachen rund 150 Sensoren im Inneren die Heizung und die Klima- Anlage. Luftbefeuchter auf dem Boden und Heizmatten auf den Sitzen simulieren dabei die Passagiere im Zug. Die Tests und Auswertungen dauern insgesamt rund zehn Wochen. In Zukunft sollen diese Züge auch in Russland produziert werden. Siemens hat dazu mit dem russischen Partner Sinara Group ein Gemeinschaftsunternehmen, Train Technologies, gegründet.

Ein erster Auftrag, der im September 2011 unterzeichnet wurde, umfasst die Lieferung von 240 Garnituren mit 1.200 Wagen und hat für das Gemeinschaftsunternehmen einen Wert von rund zwei Milliarden Euro. Die Züge sollen ab dem Jahr 2013 an einem Fertigungsstandort nahe Jekaterinburg produziert werden. „Siemens ist der erfolgreichste nicht-russische Anbieter von Bahntechnik in Russland. Mit der Lokalisierung der Fertigung stärken wir diese Position und festigen unsere enge Partnerschaft mit der russischen Bahnindustrie", sagte Grundmann. „Die in Russland gebauten Züge sollen von 2015 bis 2020 ausgeliefert werden und vor allem in den schnell wachsenden Ballungsgebieten Russlands zum Einsatz kommen. Der Auftrag verdeutlicht, dass städtische Ballungsgebiete ein großer Wachstumsmarkt sind. Studien prognostizieren, dass bis 2035 weltweit rund fünf Billionen Euro in städtische Verkehrssysteme investiert werden."