55 Bielefelderinnen und Bielefelder nahmen am vergangenen Samstag, 30. Juni, an einer Fachexkursion nach Kassel teil.
Die Initiative „Bielefeld pro Nahverkehr" hatte dazu eingeladen, um das Niederflursystem der Straßenbahn in Kassel näher kennen zu lernen. Mit dabei waren auch Vertreter des Verkehrsunternehmens MoBiel, der Stadtverwaltung und der Politik.
Bielefeld freundet sich mit Niederflur an
Die nordrhein-westfälische rund 325.000 Einwohner-Stadt Bielefeld hatte sich Anfang der 1990-er Jahre mit Einführung der so genannten Stadtbahnen für das Hochflursystem mit 86 cm hohen Bahnsteigen entschieden und plant nun im Zuge einer Neubaustrecke nach Heepen auf das Niederflursystem umzustellen, weil extrem hohe Bahnsteige auch aus städtebaulichen Gründen immer schwieriger durchsetzbar werden.
Kassel überzeugt durch Erfahrung
Die Bielefelder Delegation hat sich Kassel ausgesucht, weil Kassel sich schon vor gut 20 Jahren für die Niederflurtechnik entschieden und seitdem dieses System konsequent entwickelt und ausgebaut hat.
Nahezu alle Tramhaltestellen sind inzwischen barrierefrei. In Kassel, das ist in der Fachwelt bekannt, wird großer Wert auf die städtebauliche Verträglichkeit bei der Gestaltung von Haltestellen und Trassen gelegt. Viele Gleistrassen werden zudem mit Rasen begrünt.
KVG präsentiert Theorie und praktische Umsetzung
Unter der Federführung von Bruno Jerlitschka, Geschäftsführer der KVG-Planungsschwester KVC-GmbH, wurde den Exkursionsteilnehmern ein dichtes und informatives Programm geboten.
Zunächst stellte Jerlitschka die Entwicklung der letzten 20 Jahre vor. Anschließend fuhren die Gäste und ihre Gastgeber mit einem Straßenbahn-Sonderwagen ins Tramnetz, um Stellen mit völlig unterschiedlicher Gestaltung von Stationen und Trassenführungen sowie die Neubaustrecke nach Vellmar zu besichtigen.
Besucher sind begeistert
Beeindruckt waren die Teilnehmer vor allem von der Integration der Straßenbahntrasse in das Vellmarer Stadtgebiet sowie von der überfahrbaren Kaphaltstelle an der Querallee.
„Eine sehr elegante, platzsparende und städtebaulich verträgliche Variante", äußerte anerkennend Dr. Godehard Franzen, Leiter der Initiative „Bielefeld pro Nahverkehr".
Bruno Jerlitschka berichtete weiter von Widerständen im Vorfeld: „Es wurde befürchtet, dass die erhöhte Bahnsteigkante zum Gleis hin zu einer tückischen Falle für die Autos werden könne. Das hat sich in der Praxis nicht bestätigt. Bisher hat es keinen einzigen Unfall gegeben."
Auch die Lösung in der Leipziger Straße, wo die Straßenbahn als Pulkführer vor dem Autoverkehr den engen Bereich von Bettenhausen durchfährt und die Linksabbieger zu den Baumärkten und Seitenstraße zwischen den Gleisen warten, beeindruckte die Gäste aus Bielefeld.