In Bocholt einsteigen und bis nach Oberhausen, Duisburg, vielleicht sogar Düsseldorf oder Köln durchrauschen: Davon können Bahnreisende, die den Regionalzug "Bocholter" nutzen, derzeit nur träumen. Spätestens in Wesel heißt es: "Bitte umsteigen!" Das müssen rund dreiviertel der täglich rund 1.400 Reisenden, die den Pendelzug nutzen.
Um die Strecke in Zukunft deutlich attraktiver zu machen, müssen schon heute bildhaft gesprochen "Weichen" gestellt werden. Dieser Überzeugung ist Dr. Hermann Paßlick, Verkehrsdezernent des Kreises Borken und zugleich Verbandsvorsteher des Zweckverbandes Münsterland (ZVM), der für einen Teil der 20-Kilometer langen Strecke zuständig ist. Am Freitag während einer Pressekonferenz im Bocholter Rathaus machte sich Paßlick stark für eine direkte Durchbindung des "Bocholters" an einen Haltepunkt mit Intercity-Anschluss.
Voraussetzung dafür: Die heutige Diesellok müsste künftig mit Strom fahren, eine Oberleitung müsste gelegt werden. Denn erst damit wäre der Zug kompatibel mit potentiellen Anschlusszügen in Wesel. Zusätzlich müsste in Wesel eine so genannte Flügelanlage gebaut werden, um den Zug dort jeweils zu verkuppeln. Die Kosten für eine Elektrifizierung der Strecke werden auf etwa 20 Mio. Euro beziffert. Der Zug würde übrigens nicht nur weitere Ziele anfahren können, er wäre als E-Lok auch schneller unterwegs.
Näheren Aufschluss bringen soll eine Machbarkeitsstudie, die der ebenfalls betroffene Verkehrsverbund Rhein-Ruhr im April vorlegen will. Paßlick hofft, auf dieser Basis in eine Vorplanung einsteigen zu können. Zwar laufen erst Ende 2016 die Nutzungsverträge aus. Gleichwohl: Eine Chance auf eine Direktverbindung in den Ballungsraum hätte der "Bocholter" nur, wenn er bis dahin unter Strom steht. "Schon heute müssen wir deshalb deutlich machen: Wir stehen in den Startlöchern!", rührt Paßlick öffentlich die Werbetrommel für sein Vorhaben.
Zustimmung findet die Forderung des ZVM bei Bocholts Bürgermeister Peter Nebelo: "Bocholt hat zu Beginn er 90-er Jahre mehrere Millionen D-Mark in die Hand genommen, um zumindest eine Bahnverbindung zu behalten. Daher begrüßt die Stadt Pläne, die helfen, diese Strecke zu verbessern und somit langfristig zu sichern."