Beim Ausbau der internationalen Bahnstrecke von München nach Zürich ist nun ein erster Meilenstein in der Planung erreicht. Die Ergebnisse der Vorplanungen der Deutschen Bahn für die Elektrifizierung der Bahnstrecke München-Lindau liegen nunmehr vor. Verteuerungen bei Planungskosten, Signaltechnik, Oberleitungsbau und beim Lärmschutz erhöhen die Kosten des Vorhabens von 210 Millionen Euro auf nun 298 Millionen Euro. Außerdem wird sich die Inbetriebnahme über das Jahr 2017 hinaus verschie-ben. Dies teilte die DB am Vortag dem Projektbeirat der Ausbaustrecke mit. Erst wenn alle offenen Fragen geklärt sind, kann die Bahn einen überarbeiteten Zeitplan für das Projekt nennen. Der Projektbeirat appellierte an die Bahn die Wege für eine Inbetriebnahme noch in 2019 aufzuzeigen. Alle Partner im Beirat betonten, nach wie vor hinter der Ausbaumaßnahme zu stehen.
Die aktualisierte Prognose des Bundesverkehrsministeriums über künftige Güterverkehrszahlen weist aus, dass nachts abschnittsweise bis zu neun Züge auf der Strecke unterwegs sein werden. Obwohl die DB davon ausgeht, dass diese Zugzahlen nicht erreicht werden, wird der Lärmschutz mit Investitionen in Höhe von 30 Millionen Euro auf diese Prognose hin ausgelegt. Demnach werden auf einer Gesamtlänge von mehr als 17 Kilometern Schallschutzwände errichtet werden.
Zusätzliche Planungen musste die DB außerdem in den Bereichen Oberleitung, Oberbau und Signalanlagen vornehmen. Verschärfte Vorschriften und detaillierte Gutachten lassen erkennen, dass die ursprüngliche Kalkulation, die auf Angaben von 2007 beruhte, für die kommenden Jahre nicht mehr haltbar sein wird. Hohe Kupferpreise, zusätzliche elektrische Schutzvorrichtungen und umfangreichere Maßnahmen an Brücken und Bahnübergängen verursachen nun Verteuerungen und Verzögerungen im Projektablauf. Volker Hentschel, Leiter Produktion des Regionalbereichs Süd der DB Netz AG: „Die Kostensteigerungen belasten das Projekt, aber wir hoffen, dass wir mit den Finanzierungsgebern eine Lösung finden können."
Vertreter der Bahn und des Beirats wiesen heute bei einem Pressegespräch in Memmingen auch daraufhin, dass abweichend von der bisher geplanten Neigetechnik möglicherweise eine andere Fahrzeugtechnik von Schweizer Seite eingesetzt wird. Hentschel: „Derzeit gibt es keinen für diese Strecke zugelassenen Fernverkehrszug, der mit Neigetechnik fahren kann." Nach aktuellem Kenntnisstand resultiert daraus aber keine zeitliche Verzögerung.
Die Kostensteigerungen bei der Ausbaustrecke betreffen im Übrigen nicht die aktuellen Planungen und Diskussionen zum Bahnknoten Lindau. Für den neuen Bahnhof in Lindau-Reutin steht die zwischen dem Freistaat Bayern, der Stadt Lindau und der Deutschen Bahn vereinbarte Finanzierung.
Für den Ausbau der Bahnstrecke von München nach Lindau mit dem Schwerpunkt der Elektrifizierung gibt es bis dato Finanzierungsvereinbarungen mit dem Bund, der Schweiz und dem Freistaat Bayern.
Für den Ausbau der Strecke wurde eigens ein Projektbeirat eingerichtet, dem neben der Deutschen Bahn AG und den drei Finanzierungspartnern die IHK Schwaben, regionale Mandatsträger und Vertreter von Anrainerkommunen wie der Memminger Oberbürgermeister Ivo Holzinger angehören.