Die Deutsche Bahn AG lässt die Bahnstrecke Hannover-Uelzen umfassend modernisieren. Die Siemens-Sparte Rail Automation (Bahnautomatisierung) liefert modernste Leit- und Sicherungstechnik. Kernstück des Projekts ist der Neubau eines elektronischen Stellwerks mit Unterzentrale (ESTW UZ) in Celle. In diesen Tagen beginnt Siemens mit der Auslieferung und Installation der neuen Stellwerkstechnik, die am nahe gelegenen Siemens-Standort für Bahnautomatisierung in Braunschweig gefertigt wird. Das erste von insgesamt fünf entlang der Strecke ausgelagerten Stellwerksmodulen wird zwischen Großburgwedel und Celle montiert. Das ESTW Celle wird künftig vollelektronisch die Weichen und Signale auf der Strecke steuern und alle Zugbewegungen im Gleis überwachen. Es wird die bisher im Einsatz befindlichen Systeme der Relaistechnik ablösen. Diese werden aufgrund ihres hohen Alters nur noch mit erheblichem Aufwand betrieben. Die Inbetriebnahme der elektronischen Stellwerkstechnik soll in vier Phasen von Sommer 2014 bis Sommer 2017 erfolgen. Die Strecke Hannover–Uelzen ist wichtiger Teil der Magistrale, die Hannover und Hamburg miteinander verbindet.
In der Nacht vom 13. auf den 14. August wird die Stellwerkstechnik per Schwerlasttransport an ihren zukünftigen Einsatzort gefahren. Die etwa 6 mal 3 Meter großen und mehr als 30 Tonnen schweren Komponenten werden den letzten Kilometer ihrer Reise quer durch Waldgebiet auf einem Raupenfahrzeug zurücklegen. Mit Hilfe eines 120-Tonnen-Mobilkrans werden sie schließlich am Standort Hasenwechsel auf die vorgefertigten Kellerbauten aus Stahlbeton gehoben und mit weiteren Containerbauteilen zu einer funktionsfähigen Einheit zusammengesetzt. Im nächsten Schritt wird das Stellwerksmodul mit den Komponenten der so genannten Außenanlage an der Strecke, also zum Beispiel mit den bereits per Helikopter aufgestellten Signalen verbunden.
Im Auftrag der Deutschen Bahn installiert Siemens bis Herbst 2014 noch vier weitere ausgelagerte Stellwerksmodule entlang der Bahnstrecke Hannover–Uelzen, die bis 2017 sukzessive in Betrieb genommen werden. Noch im Oktober dieses Jahres wird außerdem mit der Errichtung der neuen elektronischen Stellwerks-Unterzentrale (ESTW UZ) in Celle begonnen. Vier Bahnübergänge und 120 Weichen werden an die moderne Stellwerkstechnik angeschlossen. Die erste Inbetriebnahme ist für Sommer 2014 geplant.
Zum Projekt zählt auch die Erneuerung von mehr als 300 Eisenbahnsignalen an der Strecke. Bereits im Juni und Juli wurden rund 90 Signalmasten zwischen Isernhagen und Eschede aufgestellt, der Großteil davon per Helikopter.
Insgesamt werden für das Projekt ESTW Celle – inklusive aller Bauleistungen und Elektroarbeiten – fast 75 Millionen Euro investiert. Die Kosten werden von Bahn und Bund getragen.
Was ist ein elektronisches Stellwerk (ESTW)?
Die modernen ESTW dienen der Automatisierung des Bahnbetriebes. Sie überwachen die Zugbewegungen in einem bestimmten Streckenabschnitt und steuern vollelektronisch die Signale sowie Weichen – ausgehend von den Befehlen der Fahrdienstleiter in der Betriebsleitzentrale. Das ESTW informiert die Triebfahrzeugführer durch Signale oder – beim Hochgeschwindigkeitsverkehr – durch andere Steuerungssysteme über den Fahrweg und zulässige Geschwindigkeiten. Elektronische Stellwerke können auch die Ein- und Ausfahrt der Züge in den Bahnhof automatisch regeln oder dafür sorgen, dass sich Bahnübergänge rechtzeitig schließen und wieder öffnen, die Wartezeiten jedoch nicht länger als nötig ausfallen. So tragen sie insgesamt zur Sicherheit des Zugverkehrs bei und ermöglichen eine höhere Zugfrequenz auf der Strecke.
Die Stellwerkseinrichtungen eines elektronischen Stellwerks sind entlang der Bahnstrecke in einem oder mehreren Stellwerksgebäuden untergebracht. Die ESTW beinhalten Räume für die Leit- und Sicherungstechnik, die Stromversorgung, für die Telekommunikation und die Netzersatzversorgung. Zusätzlich wird es in der Unterzentrale Celle einen Bedienraum geben, von dem aus im Bedarfsfall die Stellwerke direkt bedient werden können.