Die Deutsche Bahn AG lässt die Bahnstrecke Hannover-Uelzen umfassend modernisieren. Die Siemens-Sparte Rail Automation (Bahnautomatisierung) liefert modernste Leit- und Sicherungstechnik. Kernstück des Projekts ist der Neubau eines elektronischen Stellwerks, das die bisher im Einsatz befindlichen Systeme der Relaistechnik ablösen wird. Heute wird die neue Stellwerks-Unterzentrale in Celle aufgestellt. Siemens liefert die Stellwerkstechnik vormontiert in einzelnen Betongehäusen vom nahe gelegenen Siemens-Standort für Bahnautomatisierung in Braunschweig an. Jedes der Module, die vor Ort miteinander verbunden werden, bringt ein Gewicht von rund 50 Tonnen auf die Waage. Mit Hilfe des neuen Stellwerks lassen sich künftig die Weichen und Signale auf der Strecke vollelektronisch steuern und alle Zugbewegungen im Gleis überwachen – ausgehend von den Befehlen der Fahrdienstleiter in der Betriebsleitzentrale. Die Inbetriebnahme soll in vier Phasen von Sommer 2014 bis Sommer 2017 erfolgen. Die Strecke Hannover–Uelzen ist wichtiger Teil der Magistrale, die Hannover und Hamburg miteinander verbindet.

In der Nacht vom 22. auf den 23. Oktober wurde die Stellwerkstechnik per Schwerlasttransport von Braunschweig aus an ihren zukünftigen Einsatzort in der Nähe des Celler Hauptbahnhofs gefahren. Um den Aufwand für die Montage und Inbetriebnahme möglichst gering zu halten, wurde die Technik nach der Fertigung ausgiebig getestet und in drei Betongehäusen vormontiert. Die bis zu neun mal drei Meter großen und rund 50 Tonnen schweren Komponenten werden in Celle mit Hilfe eines Mobilkrans auf vorgefertigte Kellerbauten aus Stahlbeton gehoben und mit weiteren Containerbauteilen zu einer funktionsfähigen Einheit zusammengesetzt. Im nächsten Schritt wird die Unterzentrale mit den technischen Komponenten an der Strecke verbunden – also zum Beispiel mit den bereits per Helikopter aufgestellten Signalen.

Im Auftrag der Deutschen Bahn installiert Siemens bis Herbst 2014 neben der Unterzentrale noch fünf weitere ausgelagerte Stellwerksmodule entlang der Bahnstrecke Hannover–Uelzen, die bis 2017 sukzessive in Betrieb genommen werden. Die erste Inbetriebnahme ist für Sommer 2014 geplant. Zudem werden vier Bahnübergänge und 120 Weichen an die moderne Stellwerkstechnik angeschlossen. Zum Projekt zählt auch die Erneuerung von mehr als 300 Eisenbahnsignalen an der Strecke. Bereits im Juni und Juli wurden rund 90 Signalmasten zwischen Isernhagen und Eschede aufgestellt, der Großteil davon per Helikopter.

Insgesamt werden für das Projekt ESTW Celle – inklusive aller Bauleistungen und Elektroarbeiten – fast 75 Millionen Euro investiert. Die Kosten werden von Bahn und Bund getragen.

Was ist ein elektronisches Stellwerk (ESTW)?

Die modernen ESTW dienen der Automatisierung des Bahnbetriebes. Sie überwachen die Zugbewegungen in einem bestimmten Streckenabschnitt und steuern vollelektronisch die Signale sowie Weichen – ausgehend von den Befehlen der Fahrdienstleiter in der Betriebsleitzentrale. Das ESTW informiert die Triebfahrzeugführer durch Signale oder – beim Hochgeschwindigkeitsverkehr – durch andere Steuerungssysteme über den Fahrweg und zulässige Geschwindigkeiten. Elektronische Stellwerke können auch die Ein- und Ausfahrt der Züge in den Bahnhof automatisch regeln oder dafür sorgen, dass sich Bahnübergänge rechtzeitig schließen und wieder öffnen, die Wartezeiten jedoch nicht länger als nötig ausfallen. So tragen sie insgesamt zur Sicherheit des Zugverkehrs bei und ermöglichen eine höhere Zugfrequenz auf der Strecke.