Das Kompetenzcenter Elektronisches Fahrgeldmanagement (KCEFM) testet in einem Feldtest die generelle Einsatzfähigkeit von NFC-Mobiltelefonen (Near Field Communication) als Nutzermedium für eTickets und deren Funktion unter realen ÖPNV-Bedingungen. Dazu erhalten acht Mitarbeiter der VRR AöR für einen Zeitraum von vier Wochen ein NFC-Telefon, auf dem sich der persönliche Sonderfahrausweis befindet.
Dieses Telefon verhält sich bei der Fahrscheinkontrolle wie eine Chipkarte nach dem Standard des eTicket Deutschland (VDV-Kernapplikation). Bei Fahrten zur Arbeit und zurück wird nun anstatt einer Chipkarte das NFC-Telefon bei der Einstiegskontrolle im Bus oder der Fahrscheinkontrolle im Zug geprüft. In einem Testtagebuch halten die VRR-Mitarbeiter alle relevanten Ergebnisse fest und stellen einen subjektiven Vergleich zur Kontrollsituation mit herkömmlichen Chipkarten an. Dabei sollen möglichst alle im VRR eingesetzten Typen von mobilen und stationären Kontrollterminals getestet werden.
Seit 2003 werden in den Verkehrsverbünden Rhein-Ruhr (VRR) und Rhein-Sieg (VRS) Chipkarten an Abo-Kunden ausgegeben, auf welchen elektronische Tickets gespeichert sind. Damals und bis vor wenigen Monaten war die Chipkarte das einzige Trägermedium, das im Markt in großer Stückzahl kostengünstig verfügbar war und die notwendige Sicherheit gegen Fälschung aufwies. Durch die langsame aber offenbar kontinuierliche Durchdringung des Mobiltelefon-Marktes mit der NFC-Technologie könnten in einigen Jahren viele Fahrgäste das Speichermedium für ihr elektronisches Ticket bereits in Form ihres Mobiltelefons permanent bei sich führen. Die vier Mobilfunk-Netzbetreiber in Deutschland haben den NFC-Trend erkannt und sind im Begriff, ihre Produktpalette an die sinnvolle Nutzung dieser Technologie anzupassen.
Im Anschluss an die vierwöchige Testphase werden die Ergebnisse ausgewertet und die Erkenntnisse den Verkehrsunternehmen zur Verfügung gestellt. Sie können als Grundlage für eine zukünftige Einführung des Handys als zusätzliches Nutzermedium neben der Chipkarte dienen. Bis dies jedoch wirklich Realität werden kann, müssen einerseits auf ÖPNV- und Mobilfunkseite die notwendigen technischen und organisatorischen Strukturen geschaffen werden und andererseits das Angebot an geeigneten Mobiltelefonen deutlich erhöht werden. Bislang bieten nur wenige Smartphone-Modelle die technischen Voraussetzungen, eTickets über eine NFC-Schnittstelle auslesen und anzeigen zu können.
Trotzdem wird bereits in 2013 ein erster Kundennutzen aus dem Test hervorgehen: Im Rahmen der technischen Umsetzung des Feldtests wurde die Software „Ticketinfo mobil" für das Android-Betriebssystem von Google entwickelt, die es ermöglicht, die Details der Fahrberechtigung auf dem Handy anzuzeigen. Noch in diesem Jahr soll eine frei verfügbare Version erscheinen. Damit können sich eTicket-Nutzer den Inhalt Ihrer Chipkarte auf Ihrem NFC-fähigen Android-Smartphone anzeigen lassen, um so z. B. die Preisstufe oder den Gültigkeitszeitraum zu überprüfen.
Die Desktop-Version von Ticketinfo (Windows und Linux) steht schon heute unter folgender Adresse zum Download bereit: www.ticket-info.net. Hierfür wird ein handelsüblicher Chipkartenleser benötigt.