Das Frankfurter Nachtbusnetz mit dem Knoten an der Konstabler Wache, die modernisierte Dreieichbahn, 65 ausgeschriebene Regionalbus-Bündel und 21 Teilnetze im Schienenverkehr, der Anschluss von Langen und Darmstadt ans S- Bahn-Netz, die Gründungsphase des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV), das Design der Schnellbahn-Pläne und vor kurzem als Höhepunkt: das erfolgreiche und bundesweit beachtete Vergabeverfahren für das gesamte S-Bahn-Netz Rhein- Main – an all diesen Projekten hat der Offenbacher Hartmut Achenbach maßgeblich mitgewirkt. Achenbach, zuletzt Geschäftsbereichsleiter „Bestellmanagement" beim RMV, der personifizierte „Hessische Weg", alle regionalen Bus- und Bahnverkehre im Wettbewerb zu vergeben, wird nun mit 63 Jahren in den Ruhestand verabschiedet.
Als „Mister Hessischer Weg" hätte sich Achenbach selbst bestimmt nie bezeichnet, denn „nur im Team kann man etwas bewegen". Daher hat sich der Prokurist nicht nur bei denjenigen Mitarbeitern ausführlich bedankt, die mit ihm gemeinsam die Ausschreibung der fast 14 Millionen Zugkilometer S- Bahn Rhein-Main gestemmt haben, sondern auch bei allen anderen, „die uns den Rücken frei hielten".
Und für RMV-Geschäftsführer Prof. Knut Ringat, „können wir dank der guten Arbeit von Achenbach und seinem Team gemeinsam stolz sein, mit dem S-Bahn- Vergabeverfahren auf lange Sicht die Qualität des Herzstücks des Nahverkehrs in FrankfurtRhein-Main gesichert und verbessert zu haben. Es freut mich außerordentlich für ihn, dass Achenbach zum krönenden Abschluss kurz vorm Ruhestand dieses einzigartige Projekt ohne rechtliche Einwendungen oder andere Probleme erfolgreich abschließen konnte." Achenbach, der aus dem Kreis Marburg-Biedenkopf stammt, hatte Bauingenieurwesen und Wirtschaftswissenschaften studiert, bevor er sich ab
1974 in der städtischen „Frankfurter Aufbau AG" der Verkehrsplanung widmete. Vier Jahre später wechselte er in den Frankfurter Verkehrs- und Tarifverbund und war dort zunächst zuständig für die Planung von S- Bahnstationen im gesamten Verbundgebiet, später für kurzfristigere Konzeptionen etwa für die Busnetze im Frankfurter Norden und in Fechenheim.
Als dann der deutlich größere und mit seiner kommunalen Struktur den modernen Anforderungen entsprechende RMV 1994 gegründet wurde, war Achenbach von Anfang an dabei. Zunächst als Bereichsleiter in der Planung, bald als Geschäftsbereichsleiter fürs Bestellmanagement, formte Achenbach mit seinen Kollegen die wettbewerbliche Vergabe von Verkehrsleistungen zu einem Werkzeug, mit dem sich ein Mehr an Qualität für die Fahrgäste – zum Beispiel fabrikneue, klimatisierte, auch für Mobilitätseingeschränkte gut zugängliche Fahrzeuge - zu günstigeren Konditionen bei den Verkehrsunternehmen bestellen ließ.
„Blicke ich auf die jüngere regionale Verkehrsgeschichte", so Achenbach, „hat sich mit dem RMV und seiner Vergabepraxis der Vorrang der kommunalen Politik durchgesetzt: Die Verkehrsunternehmen konnten sich nicht mehr stur stellen, sondern die Städte und Landkreise bestimmen nun, welchen Verkehr sie mit welcher Qualität und Quantität anbieten und auch bezahlen wollen.
Und neulich beim Verhandlungsverfahren zur S-Bahn-Vergabe hat sich gezeigt, wie gut man dabei die Kompetenzen der Verkehrsunternehmen einbinden kann, um das Mögliche und Machbare auszuloten. Damit schließt sich nun der Kreis und alle lernen voneinander zum Vorteil der Fahrgäste." Lernen wird der in Offenbach-Bieber lebende Achenbach auch im nun beginnenden Ruhestand: Er will Geschichte und Philosophie an der Frankfurter „Universität des dritten Lebensalters" studieren. Da die zwei Kinder schon lange erwachsen und selbst im Berufsleben erfolgreich sind, können er und seine Frau außerdem künftig viel reisen – „auch mal auf der Südhalbkugel", freut sich Achenbach – denn auf den jährlichen Fahrplanwechsel im Winter muss er nun keine Rücksicht mehr nehmen.