An der Generalversammlung des Verbandes öffentlicher Verkehr (VöV) in Leysin ist heute Michel Joye (56), der Direktor der Lausanner Verkehrsbetriebe, einstimmig zum neuen Präsidenten gewählt worden. Joye löst Urs Hanselmann ab. Als wichtige Branchenanliegen wurden folgende Schwerpunkte hervorgehoben: der Fonds für den Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehr (NAF), die Kundenfreundlichkeit im öffentlichen Verkehr sowie der SwissPass als erster Schritt zum elektronischen Billett, der ab Mitte 2015 vorerst für General- und Halbtax-Abos eingeführt wird.
Wenige Monate nach der offiziellen 125-Jahr-Jubiläumsfeier stand die Generalversammlung des VöV im Zeichen der Neuwahl eines Präsidenten, da Urs Hanselmann nach vier Jahren an der Verbandsspitze seinen Rücktritt erklärt hatte. Einstimmig gewählt wurde in Leysin Michel Joye (56), der bisherige VöV-Vizepräsident und Direktor der Transportbetriebe der Region Lausanne «Transports publics de la région lausannoise» (tl).

In seiner Amtszeit war Urs Hanselmann die Zusammenführung der beiden «öV-Welten» des Direkten Verkehrs und der mittlerweile 21 Verkehrsverbünde ein grosses Anliegen. Er bleibt Präsident des Waadtländer Tarifverbundes Mobilis. Zum neuen Vizepräsidenten wählte die GV Dr. Nobert Schmassmann (58), den Direktor der Verkehrsbetriebe Luzern (vbl).

In seiner Antrittsrede umriss Michel Joye seine wichtigsten Ziele als VöV-Präsident: «Unsere Kunden wollen einfach und kundenfreundlich transportiert werden, dabei sollen alle aktuellen und zukünftigen Technologien benutzt werden. Um diesen berechtigten Erwartung gerecht zu werden, muss die Zusammenarbeit zwischen den Transportunternehmen weiter verstärkt werden. Mein Einsatz als VöV-Präsident richtet sich nach diesen Zielen.»

VöV-Direktor Ueli Stückelberger stellte in seiner Rede den Nationalstrassen- und Agglomerations- fonds NAF ins Zentrum – und stellte dabei eine klare Forderung: «Die Gelder für Agglomerations- projekte des öV müssen langfristig gesichert werden, und zwar mindestens im heutigen Ausmass. Die Ausgestaltung der Strassenfinanzierung müsse sicherstellen, dass mit dem NAF auch Tram- und Bussysteme in Städten und Agglomerationen weiter ausgebaut werden können.»

Kundenfreundlichkeit dank 125 Jahren brancheninterner Zusammenarbeit
An der VöV-GV in Leysin wurde mehrfach betont, dass die Kundenfreundlichkeit eine der wichtigsten Aufgaben der Branche darstellt. Ueli Stückelberger umriss diese Aufgabe so: «Wir müssen unseren Kundinnen und Kunden ein einfaches, kalkulierbares und möglichst einheitliches Gesamt-öV-System anbieten.» Damit dies erreicht werde, brauche es zwischen dem Direkten Verkehr und den Verbünden auch weiterhin gemeinsame koordinierte Anstrengungen, also eine intensive brancheninterne Zusammenarbeit.

Mehr Kundenfreundlichkeit werde auch durch eine bessere Verteilung der Auslastung der stark ausgelasteten Züge und Busse erreicht. Der VöV begrüsst Anstrengungen der Unternehmen, dass ihre Mitarbeitenden möglichst weniger ausgelastete Züge benützen sollen. Der VöV verlangt aber auch eine bessere Abstimmung zwischen der öV-Branche, dem Bund und der Kantone, denn gefordert sind alle gemeinsam: Um die Auslastung der Züge, Trams und Busse besser zu verteilen und so die Verkehrsspitzen brechen zu können, seien beispielsweise unterschiedliche Unterrichts- und Vorlesungszeiten an nahe beieinanderliegen Universitäten, Fachhoch- und Oberstufenschulen ein erprobtes Mittel, wie das Beispiel von Universität und ETH Lausanne bestens zeigt.

Der SwissPass kommt Mitte 2015
Dass an der VöV-GV im Jahr des 125-Jahre-Jubiläums vor allem in die Zukunft geschaut wurde, lag neben dem NAF vor allem am SwissPass, dem ersten Schritt in die Welt des elektronischen Ticketings. Eingeführt wird der SwissPass Mitte 2015, in der ersten Phase für die beiden erfolgreichsten Abonnemente der Schweiz, das General- und das Halbtax-Abo. Die mit einem Chip ausgerüstete Karte vereinfacht den Zugang zum öffentlichen Verkehr der Schweiz weiter. Auf dem Chip integriert werden neben General- und Halbtax- schrittweise auch Verbund-Abonnemente. Die Grundidee: Eine einzige Karte für möglichst viele Mobilitätsdienstleistungen. Bereits
auf die Einführung hin wird der «SwissPass» auch für den Zugang zu Mobility Carsharing, PubliBike, SchweizMobil und verschiedenen Skigebieten benützt werden können.

Kurzporträt Michel Joyce

Michel Joye, geboren am 4. Februar 1958 in Lausanne, schloss 1982 sein Studium als Bauingenieur an der ETH Lausanne ab. In der Folge arbeitet er in diesem Beruf zuerst in New York, später in Zürich und Lausanne im Bereich der Tragwerkplanung, unter anderem von Brücken.
1991 wechselte er in das Kader der SBB in Lausanne und in Bern, zuerst im Bereich Betriebsmanagement, danach im Infrastrukturmanagement.

Seit 2000 ist Michel Joye Direktor der Transports publics de la région lausannoise, von 2006 bis 2012 sass er im Verwaltungsrat der CGN, der Schifffahrtsgesellschaft auf dem Lac Léman. Seit 2011 ist er zudem Vize-Präsident des Verbandes öffentlicher Verkehr. Michel Joye ist Vater von drei erwachsenen Kindern und lebt Lausanne.