Per Volksentscheid haben sich die Schweizer am Sonntag für eine neue Form der Finanzierung und des Ausbaus der Bahninfrastruktur - kurz: FABI - in ihrem Land entschieden. Mit 62 Prozent stimmten die Bürger unseres Nachbarlandes für die Einrichtung eines unbefristeten, staatlichen Finanzierungsfonds. Mit diesem Fonds werden in der Schweiz künftig Unterhalt, Investitionen und Folgekosten aus einem Topf finanziert. „Die Schweiz bleibt damit in Fragen der nachhaltigen und planbaren Finanzierung von Verkehrsinfrastruktur ein Vorbild für alle Industrienationen, ein solcher Fonds ist weltweit einzigartig. Die Schweizer Bürger haben sich sich dieses Finanzierungsmodell ud den dazugehörigen Fonds mit großer Mehrheit gewünscht. Das ist ein überzeugender Beleg dafür, dass auch in Deutschland der Weg für diese Art nachhaltiger Finanzierungslösung freigemacht werden muss ", so VDV-Präsident Jürgen Fenske.

Seit Jahren sind sich Verkehrsexperten in Deutschland einig, dass das Schweizer Finanzierungsmodell in Form von überjährigen und haushaltsunabhängigen Fondslösungen auch für die große Herausforderung der Infrastruktursanierung in Deutschland ein sinnvolles Modell ist: „Wir sind uns mit Experten und Fachpolitikern immer einig, dass wir aufgrund der Planungsvorläufe großer Baumaßnahmen entsprechend langfristig gesicherte Finanzierungslösungen brauchen. Leider stößt das bei vielen Haushalts- und Finanzpolitkern auf wenig Gegenliebe. Auf Dauer gibt es aber keinen anderen sinnvollen Weg, als die Mittel unabhängig vom jährlichen Haushalt und über mehrere Jahre gesichert zur Verfügung zu stellen, sonst ist die Gefahr zu groß, dass nicht nach tatsächlichem Bedarf, sondern nach politischem Willen finanziert wird", so Fenske weiter.

Schweiz hat die höchsten Pro-Kopf-Investitionen ins Schienennetz

Die Schweiz dient nicht nur in punkto langfristiger Fondslösungen als Vorbild. Auch was die Höhe der jährlich pro Einwohner getätigten Investitionssummen ins Schienennetz betrifft ist die Schweiz Spitzenreiter unter den Industrieländern. Während dort jährlich 349 Euro pro Kopf investiert werden, sind es zum Beispiel in Deutschland nur 51 Euro. „Man merkt daran, dass die Schweizer ihrem öffentlichen Verkehrssystem offenbar einen viel höheren Stellenwert einräumen als wir das in Deutschland tun. Zu erklären ist das eigentlich nicht, denn der deutsche Nahverkehr auf Schiene und Straße bewegt täglich 30 Millionen Menschen, das sind im Jahr fast zehn Milliarden Fahrgäste. Wenn man das mit den rund acht Millionen Einwohnern der Schweiz vergleicht, dann sind das ganz andere Dimensionen. Und trotzdem tut sich die Schweizer Politik mit vernünftigen und langfristigen Investitionen in den öffentlichen Verkehr wesentlich leichter als die Deutschen. Das muss sich dringend ändern, sonst verlieren wir in Deutschland den verkehrlichen Anschluss an viele unserer Nachbarländer", so Fenske abschließend.