Der VCS Verkehrs-Club der Schweiz, die Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV, Pro Bahn und die Interessengemeinschaft öffentlicher Verkehr Schweiz (IGöV) kämpfen Seite an Seite gegen die Sparmassnahmen bei der Bahn, welche der Bundesrat vorsieht. Die vier Partnerorganisationen sammeln bis Ende Januar gemeinsam Unterschriften für die Petition «Regionale Bahnlinien». Diese ruft den Bundesrat auf, die im Rahmen der Bahnreform 2 geplanten Sparmassnahmen fallen zu lassen. Die Anhörungsfrist zu den geplanten Verordnungsänderungen lief am Freitag ab.
Der Ständerat hat am Donnerstag erstmals über die künftige Finanzierung und den Ausbau des öffentlichen Verkehrs debattiert. Umso befremdender sind die Sparpläne des Bundesrats: Er droht mit einem Kahlschlag bei der Bahn. Im Rahmen der Bahnreform 2 will der Bundesrat die Kantone verpflichten zu prüfen, ob Bahnlinien mit einem Kostendeckungsgrad unter 50 Prozent nicht durch Busse ersetzt werden könnten. Insgesamt 175 von 300 regionalen Bahnlinien sind davon betroffen.
Den öffentlichen Verkehr einzig aufgrund derart rigider finanzieller Kriterien zu beurteilen, ist fatal. Es müssten noch zahlreiche andere Faktoren berücksichtigt werden, damit die Qualität des öffentlichen Verkehrs nicht leidet. Insbesondere müsste ein gleichwertiges Busangebot bereitgestellt werden, welches garantiert, dass die Anschlüsse an den Bahnverkehr erhalten bleiben.
Berücksichtigt man aber einzig das Kriterium eines Kostendeckungsgrades von 50 Prozent, müssten auch gut ausgelastete S-Bahnen in den Agglomerationen, regionale Verbindungen zwischen Zentren oder für den Tourismus bedeutsame Linien in Frage gestellt werden. Die Sparmassnahme des Bundes würde somit drastische Konsequenzen und Folgekosten generieren.
Der VCS lancierte deshalb Mitte Oktober die Petition «Regionale Bahnlinien». Er suchte gleichzeitig nach Verbündeten und fand diese im SEV, der IGöV Schweiz und Pro Bahn. Die vier Organisationen hatten bereits im Sommer 2010 erfolgreich die geplanten Sparmassnahmen im Postautoverkehr bekämpft. VCS, SEV, IGöV Schweiz und Pro Bahn werden gemeinsam bis Ende Januar Unterschriften für die Petition sammeln. Danach werden diese Verkehrsministerin Doris Leuthard überreicht.