Die Stadtbahn fährt bis Hillegossen, Sennestadt und zum Hochschulcampus. Auch nach Heepen geht es in wenigen Minuten mit einer Stadtbahn. „Was sich hier noch wie Zukunftsmusik anhört, könnte in Bielefeld in den kommenden Jahren Realität werden, wenn das Mobilitätskonzept ‚moBiel 2030' umgesetzt wird", sagt Gregor Moss, Baudezernent der Stadt Bielefeld. Die Chancen für den Bau einer Stadtbahn-Linie 5 nach Heepen und die Verlängerung der Linie 1 nach Sennestadt sind gerade gestiegen. „Der Bundesverkehrsminister hat diese beiden Bielefelder Projekte in das Programm des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes mit aufgenommen", so Moss. Dies sei aber noch keine Zahlungszusage.

Bevor Finanzmittel fließen könnten, sei seitens moBiel und auch der Stadt Bielefeld noch einiges für den Ausbau des Stadtbahnnetzes zu tun. Moss: „Bis Mitte 2013 will der Zuschussgeber von uns einige wichtige Fragen beantwortet haben hinsichtlich der Linienführungen der beiden Linien und des einzusetzenden Systems (Niederflur bzw. Hochflur) bei den Stadtbahnen. Auch eine detaillierte Kosten-/Nutzenanalyse (standardisierte Bewertung) für die Stadtbahn-Ausbau-Projekte müssen wir bis dahin aufzustellen."

Erste Überlegungen zu „moBiel 2030" wurden bereits vor vier Jahren angestellt. 2008 erläuterten und diskutierten die moBiel-Geschäftsführung und die moBiel-Verkehrsplaner die Möglichkeiten des weiteren Stadtbahnausbaus in Bielefeld in zahlreichen Informationsveranstaltungen mit Bürgern, Politikern, Interessenverbänden, Initiativen und städtischen Ämtern.

Ende 2010 beauftragte die Stadt Bielefeld das Büro „Transport Technologie-Consult Karlsruhe GmbH" (TKK), den Ausbau des Bielefelder Stadtbahn-Netzes zu prüfen. Die Empfehlungen der Potentialanalyse für die Erweiterungsmaßnahmen wurden der Öffentlichkeit vorgestellt. Vom Gutachter zur Weiterplanung empfohlen wurden die Strecken nach Heepen, Hillegossen und in die Sennestadt. Auf Basis dieser Gutachten erfolgen derzeit die weiteren Planungen in enger Abstimmung zwischen der Stadt Bielefeld und moBiel.

Im Frühjahr 2012 stellte sich der Stadtentwicklungsausschuss positiv hinter die Stadtbahnprojekte. moBiel und die Stadt Bielefeld werden bzw. haben bereits gemeinsam Kommunikations- und Bürgerbeteiligungsverfahren zur Planung der einzelnen Projekte angestoßen, um so die technischen und gestalterischen Rahmenbedingungen für einen zukunftsfähigen Stadtbahnbetrieb festzulegen. Im Einzelnen betrifft dieses die Stadtbahnstrecken nach Milse-Ost, zum Hochschulcampus Lange Lage, nach Sennestadt, Heepen, Hillegossen und zum Dürkopp-Tor-6-Viertel.

Stadtbahnstrecke nach Milse-Ost
Für die Verlängerung der Linie 2 nach Milse-Ost läuft bereits das Planfeststellungsverfahren einschließlich eines Deckblattverfahrens für den Bahnübergang Milser Straße und der direkt angrenzenden Bereiche. Die Pläne für die Stadtbahnverlängerung wurden ausgelegt. Bis Mitte September 2012 hatten die Anwohner die Möglichkeit Einspruch zu erheben. Die Stellungnahmen zu den Einwendungen wurden der Bezirksregierung in Detmold übersandt. Der Erörterungstermin ist noch in diesem Monat und der Planfeststellungsbeschluss wird für Anfang Juni 2013 erwartet. „Möglicher Baubeginn für die Stadtbahnerweiterung nach Milse-Ost wäre dann Mitte 2013. Wir rechnen mit einer Bauzeit von etwa eineinhalb Jahren", sagt moBiel-Geschäftsführer Wolfgang Brinkmann. Die Finanzierung des Ausbaus sei durch Landes- und Eigenmittel gesichert.

Stadtbahnstrecke zum Hochschulcampus Lange Lage
Auch den Ausbau der Linie 4 bis zum neuen Hochschulcampus hat das Büro „Transport Technologie-Consult Karlsruhe GmbH" als wirtschaftlich eingestuft. Die vorliegenden Ausbaupläne werden derzeit überarbeitet. Das Bebauungsplanverfahren, das das Planfeststellungsverfahren ersetzt, wird voraussichtlich 2013 weitergeführt. Baubeginn für den Ausbau der Stadtbahn-Linie 4 zum Hochschulcampus könnte 2014 sein.

Stadtbahnstrecke von Senne nach Sennestadt
Für die Stadtbahn-Linie 1 von Senne nach Sennestadt wird unter Beteiligung von vier Planungsbüros für die Teilbereiche Stadtbahn-, Straßen- und Grünplanung sowie Stadtgestaltung derzeit eine Machbarkeitsstudie erarbeitet. Neben dem Amt für Verkehr und moBiel ist auch die Sennestadt GmbH aktiv an dem Planungsprozess beteiligt. Nach Vorliegen der Machbarkeitsstudie Anfang 2013 kann die öffentliche Diskussion über die Stadtbahntrasse starten.
Die Einleitung des Planfeststellungsverfahrens könnte in mehreren Abschnitten ab etwa 2014/2015 erfolgen. Die Federführung für die Umsetzung der Strecke nach Sennestadt liegt bei moBiel.

Stadtbahnstrecke nach Heepen
Für die als besonders wirtschaftlich eingestufte Linie 5 nach Heepen liegt eine Machbarkeitsstudie vor, in der die Streckenvarianten auf ihre Realisierbarkeit überprüft und überarbeitet wurden. Die Federführung für die Strecke nach Heepen liegt bei moBiel.
„Derzeit werden die vom Gutachter TTK vorgelegten Vorentwürfe geprüft und weiter entwickelt. Außerdem ist es sehr wichtig, zeitnah eine Entscheidung über Niederflur- bzw. Hochflurtechnik zu treffen", sagt Kai-Uwe Steinbrecher, technischer Leiter bei moBiel. Anfang 2013 soll aufbauend auf die jetzt entstehenden Pläne ein Planungsdialog mit den Bürgern und der Politik starten. Ein Planfeststellungsverfahren in mehreren Abschnitten, das abhängig von den Diskussionen und Entscheidungen in der Bürgerschaft und in der Politik sein wird, könnte dann in den Jahren 2014/2015 eingeleitet werden.
„Den Ausbau der Stadtbahn-Strecken nach Heepen und Sennestadt hatten wir angesichts des hohen Investitionsvolumens für das ÖPNV-Bundesprogramm angemeldet. Nun wurden beide Projekte dort aufgenommen", sagt Brinkmann, „das ist ein großer Erfolg für Bielefeld. Auch der Bund sieht, dass moBiel 2030 ein zukunftsweisendes Gesamtprojekt für den Bielefelder Nahverkehr ist.
moBiel bereitet derzeit den Nachweis zur Erfüllung der Fördervoraussetzungen für die Zuschussmittel des Bundes vor.
Um weitere finanzielle Mittel zu bekommen, hat moBiel auch Maßnahmen für das ÖPNV-Landesprogramm angemeldet, wie beispielsweise die Stadtbahnverlängerungen Hillegossen, Milse- Ost und Lange Lage.

Stadtbahnstrecke nach Hillegossen
Für die Strecke von Stieghorst nach Hillegossen liegt eine Umweltverträglichkeitsstudie aus dem Jahr 2009 vor. Im Juni 2009 erfolgte in der Bezirksvertretung Stieghorst und dem Stadtentwicklungsausschuss ein politischer Beschluss, die Trasse durch den Grünzug weiter zu verfolgen.
Derzeit werden auf dieser Basis Vorbereitungen getroffen, Anfang 2013 den Planungsdialog mit den Bürgern und der Politik zu beginnen. Die Einleitung des Planfeststellungsverfahrens könnte 2014 erfolgen. Die Federführung für den Ausbau der Stadtbahn-Linie 3 von Stieghorst nach Hillegossen liegt beim Amt für Verkehr.

Stadtbahnstrecke Dürkopp Tor 6
Ende Oktober fand der Auftakt eines Planungsdialogs zur Verlängerung der Stadtbahnlinie 4 in das Dürkopp-Tor-6-Viertel mit den Anliegern statt. Gemeinsam soll das Umfeld der vorgesehenen Haltestelle entwickelt und gestaltet werden. Die Krefelder Architektin Ursula Schreiber, die Gewinnerin des ehemaligen Wettbewerbs um das Expo-Gelände in Bielefeld war, moderiert den Planungsdialog. Ziel dieses Dialoges ist es, diesen bis Mitte Januar 2013 abzuschließen, um danach den politischen Gremien einen Gestaltungsvorschlag zu unterbreiten. Anschließend wird mit einem Planfeststellungsverfahren für den Ausbau der Linie 4 bis Dürkopp Tor 6 begonnen.

Weitere Stadtbahn-Verlängerungen wie zum Beispiel der Linie 3 von Babenhausen-Süd zum neuen Hochschulcampus oder eine bessere Verbindung zwischen Sieker und Sieker-Mitte in Richtung Stieghorst wurden ebenfalls vom Büro „Transport Technologie-Consult Karlsruhe GmbH" als sinnvoll bewertet.
Für mögliche Stadtbahn-Strecken nach Jöllenbeck und Brackwede Süd empfiehlt das Büro die Freihaltung von Trassen.

„Um die oben genannten Projekte umzusetzen, sind neben der eigentlichen Streckenplanung in den kommenden Monaten noch grundsätzliche Fragen zu beantworten und zu klären. Nachdem das kürzlich vorgestellte Gutachten zur Tunnelkapazität belegt, dass im Tunnelbereich keinerlei Kapazitäten mehr frei sind, , wird derzeit ein Stadtbahn-Betriebs- und -Netzkonzept entwickelt werden. Weiterhin ist eine Systementscheidung für ein Niederflur- oder Hochflursystem notwendig. Es ist aber auch zu klären, wo der neue Betriebshof gebaut werden soll", sagt Dirk Artschwager, Leiter Verkehrsmanagement bei moBiel.

Sobald die Vorarbeiten abgeschlossen sind, könnte für die Planung der Linie 5 ein bis 2015 reichender Zeitplan greifen:
In der ersten Jahreshälfte 2013 muss wegen der Vorgaben des Zuschussgebers die Systementscheidung Hochflur/Niederflur fallen. Im ersten Quartal 2013 soll zudem ein Planungsdialog mit Bürgern, Politikern und anderen interessierten Gruppen durchgeführt werden. 2014 und 2015 könnten dann, auch auf den Ergebnissen des Dialogs basierend, die verschiedenen Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden.

Im Wandel liegen Chancen
„Zukünftig wird das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln noch mehr als bisher mit über die Attraktivität einer Stadt entscheiden. Schon jetzt ist es so, dass Wohngebiete mit gutem ÖPNV-Anschluss besonders beliebt sind. Das wird sich in Zukunft noch verstärken", betonen Brinkmann und Steinbrecher.

Voraussetzung für die Realisierung von „moBiel 2030" ist, da sind sich Moss und Brinkmann einig, dass eine breite Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger, aber auch der politischen Entscheidungsträger in Bielefeld grundsätzlich dem weiteren Ausbau der Stadtbahn positiv gegenüber steht: „Nur gemeinsam wird es uns gelingen, alle noch offenen Fragen - insbesondere der Finanzierung der erforderlichen Infrastrukturmaßnahmen - zufriedenstellend zu beantworten. Nur gemeinsam können wir die Chance nutzen, den Bielefelder Nahverkehr, der schon heute mehr als 55 Millionen Kunden im Jahr hat, auszubauen und so die Bielefelder Infrastruktur nachhaltig positiv zu gestalten."